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Die Standorte des Instituts

für Kirchenmusik(1)

Wolfgang Dinglinger

Über die Anfangsjahre des heutigen Instituts für Kirchenmusik an der Universität der Künste Berlin ist in einer kurzen Darstellung unter der Überschrift ‚Königliches Musik-Institut Berlin‘ zu lesen:

„Sitz des Instituts war zunächst [ab 1822] die Wohnung Zelters im Gebäude der Singakademie am Festungsgraben. 1832 erfolgte der Umzug in die Papenstraße 10 in die Amtswohnung von August Wilhelm Bach, die sich in unmittelbarer Nähe der Marienkirche befand, an der Bach als Musikdirektor und Organist tätig war. 1854 firmierte es als Königliches Kirchen-Musik-Institut und verfügte erstmals über eigene Räumlichkeiten in der Spandauer Straße 72.“(2)

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Da das Gebäude der Singakademie am Festungsgraben in Berlin-Mitte, in dem heute das Maxim-Gorki-Theater ansässig ist, erst in den Jahren 1825 bis 1827 erbaut wurde und Carl Friedrich Zelter(4) daher die dort im Souterrain für den Direktor der Singakademie vorgesehene Dienstwohnung auch erst 1827 beziehen konnte, kann der Unterricht des 1822 gegründeten Instituts nicht in Zelters Wohnung im Gebäude der Singakademie am Festungsgraben stattgefunden haben. Zuvor wohnte Zelter bis 1823 in der Georgenstraße Nr. 19, anschließend in der Straße Hinter-dem-Neuen-Packhof Nr. 4.

Nach Zelters Tod 1832 übernahm dessen Schüler, der Musikdirektor August Wilhelm Bach(5) die Leitung des Instituts. Er war seit 1816 Organist an der St.-Marien-Kirche in Berlin-Mitte und seine Dienstwohnung lag in der heute nicht mehr vorhandenen Papenstraße(6) am Neuen Markt, unweit der seinerzeit vollständig eng von Wohngebäuden eingeschlossenen Marien-Kirche, im Gebäude Nr. 10, dem Predigerwitwenhaus für St. Marien und St. Nicolai. 

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Der Aussage, dass in den Anfangsjahren des Instituts der Unterricht in den Wohnungen der Direktoren stattgefunden habe, widerspricht eine Mitteilung aus dem Jahr 1829. In der Zeitschrift Eutonia ist in jenem Jahr unter der Überschrift „Das Königl. Musik-Institut zu Berlin“ zu lesen: „Dieses Institut wurde zu Ostern 1822 von dem Königl. Ministerio der Geistlichen etc Angelegenheiten […] gegründet. […] Es wurde darauf ein passendes Lokal zu diesem Unterricht gemiethet und eingerichtet, eine kleine Bibliothek angekauft (aus dem Forkelschen(8) Nachlasse), eine Orgel aus zwei Klavieren und Pedal bestehend, von dem dasigen geschickten Orgelbauer Buchholz erbaut, zwei Lehrer für die Unterrichts-Gegenstände ernannt, wovon dem Einen der Unterricht im Orgelspiel und dem Andern im Gesange zugetheilt wurde; beide theilten sich außerdem noch in den theoretischen Unterricht […]“(9)

Es wurde demnach ein ‚passendes Local‘ gemietet, das genügend Raum für die Aufstellung einer Orgel und Einrichtung einer Bibliothek bot und von Unterricht in den Wohnungen Zelters oder Bachs ist nicht die Rede. Es wäre auch kaum vorstellbar, dass sowohl eine zwei Manuale und Pedal umfassende Orgel für Üb- und Unterrichtszwecke und die umfangreiche, in weiten Teilen aus dem Nachlass Nikolaus Forkels zusammengestellte Bibliothek(10) in den Privaträumen Zelters oder Bachs Platz gefunden hätte. 

 

Behrenstraße

 

In der Werkliste(11) des in der Eutonia erwähnten Orgelbauers Johann Simon Buchholz ist ein 1822 für das Institut für Kirchenmusik gebautes Instrument aufgeführt, das über zwei Manuale und Pedal sowie über 13 Register verfügte. Der Eintrag ist mit dem Vermerk „heute: Kirche Petkus“ versehen.(12) Im Archiv der Humboldt-Universität haben sich Dokumente(13) erhalten, die die Aufstellung dieser Orgel dokumentieren und zugleich die anfängliche enge inhaltliche und verwaltungstechnische Verbundenheit des Instituts mit der Berliner Universität verdeutlichen.(14) Diesen Schriftstücken folgend wurde die Orgel für das in den Unterlagen als ‚Musikalisches Lehr-Institut‘ geführte Institut in der Behrenstraße Nr. 67 in Berlin-Mitte angefertigt und im April 1822 aufgestellt. Diese Adresse: Behrenstraße Nr. 67, nicht die der Wohnungen der ersten beiden Direktoren, war die des Instituts bei seiner Gründung 1822 bis zur Mitte der 1830er Jahre.(15)

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Ebenfalls erhalten hat sich in den Akten der Entwurf des ersten Haushalts des Instituts für die Zeit von Michaelis 1822 bis Michaelis 1823. Dieser Aufstellung ist zu entnehmen, dass die jährliche Miete 300 rthl(17) für die Räume in der Behrenstraße Nr. 67 betrug. Mit dem Direktor Zelter bildeten August Wilhelm Bach als Lehrer für Orgelspiel und doppelten Kontrapunkt und Bernhard Klein als Lehrer für Gesang und Generalbass das vollständige erste Lehrerkollegium, ein ‚Diener‘ (Hausmeister) namens Krüger, der auch als Kalkant tätig war und zusätzlich für das Bälge-Treten der Orgel honoriert wurde, vervollständigte das Personal. Der Komponist Bernhard Klein, den Zelter nach Berlin geholt hatte, wohnte bei Institutsgründung (bis zu seiner 1825 erfolgten Eheschließung mit Lili Parthey(18)) in der Behrenstraße Nr. 67, ebenfalls zur Miete. Er hatte auch das Amt des Aufsehers der Instituts-Bibliothek inne, sollte wohl deshalb möglichst vor Ort sein und bekam für seine Wohnung eine Wohnungs-Entschädigung.

Das Haus Behrenstraße Nr. 67 war bis in die 1830er Jahre im Besitz des Hof-Tapezierers Carl August(19) und lag unmittelbar neben dem Gebäude des preußischen Generalstabes, der in der Behrenstraße Nr. 66 residierte. Tapezierer August war somit der Vermieter der Räume für das Institut. Möglicherweise hatte Bernhard Klein, der 1819 nach Berlin gekommen war, dort bereits vor Gründung des Instituts gewohnt,(20) von den Räumlichkeiten gewusst und die Anmietung vermittelt. Ab 1838 war der Bankier Martin Wilhelm Oppenheim(21) Eigentümer des Grundstückes Behrenstraße Nr. 67. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Institut unter einer neuen Adresse zu finden.

 

Spandauer Straße

Nach dem Tod Carl Friedrich Zelters im Mai 1832 war August Wilhelm Bach mit der Leitung der Ausbildungsstätte betraut worden. Bach, dessen Dienstwohnung  - wie erwähnt - im Gebäude Papenstraße Nr. 10 unweit der Marienkirche lag, hatte vermutlich den neuen Standort für das Institut ausfindig gemacht und gemietet.(22) Gleich um die Ecke von Papenstraße Nr. 10, in der Spandauer Straße Nr. 72 lagen die neuen Räume – ein bequemer und kurzer Weg zur Arbeit für den Direktor des Instituts. 

Über die Räume, die für das Institut im Gebäude Spandauer-Straße Nr. 72 zur Verfügung standen, ist nichts bekannt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die für die Behrenstraße vom Orgelbauer Buchholz gebaute Orgel selbstverständlich mit umgezogen ist.(23) Daher dürfte es sich mindestens bei einem Raum um einen größeren Saal gehandelt haben. Die äußeren Maße der Orgel, die sich bis heute in Petkus/Baruth erhalten hat, betrugen nach Angabe der Orgelbaufirma Dinse, die sie 1902 umgesetzt und in Petkus aufgestellt hat, in der Höhe 4,85 Meter, in der Breite 3,50 Meter und in der Tiefe 1,90 Meter.(24) Die Mindestgröße eines Saales für das Instrument lässt sich damit auf ca. H 5,5/B 4/T 10-12 Meter schätzen. Für die Blasebälge wurde – nach Dinse – ein zusätzlicher Raum von etwa 3 Meter Länge und 1,50 Meter Breite benötigt. Auch für die Aufstellung der Bibliothek muss ausreichend Raum zur Verfügung gestanden haben.

Das Haus Spandauerstraße Nr. 72 wurde bis Mitte der 1820er Jahre von der Familie Beer bewohnt. Hier führte Amalie Beer,(25) die Mutter Giacomo Meyerbeers(26) (Jakob Liebmann Meyer Beer) und seiner Brüder Wilhelm,(27) Michael(28) und Heinrich,(29) ihren Salon, bis der Vater Jacob Herz Beer(30) den Sommersitz im Tiergarten(31) umbauen und erweitern ließ und die Familie dieses Anwesen zum ständigen Wohnsitz machte.(32) Im Haus Spandauer Straße Nr. 72 betrieb Jacob Herz Beer eine Zuckersiederei und richtete ein Reform-Synagoge ein, es dürfte an größeren Räumen nicht gemangelt haben.

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27 Jahre, bis 1864, hatte das Institut in den Räumen der Spandauer Straße Nr. 72 seinen Sitz. Bis zu seinem Tod 1869 blieb August Wilhelm Bach Direktor des Instituts. Seine Wohnung in der Papenstraße Nr. 10 behielt er bis 1846, jenem Jahr, in dem er seinen Wohnsitz in der nahegelegenen Klosterstraße Nr. 21 nahm, wo er bis 1866 wohnen blieb. Seine letzte Adresse bis 1869 war die Neanderstraße(34) Nr. 31.

 

Neukölln am Wasser

Am 22. April 1864 erhielt August Wilhelm Bach aus dem Ministerium die Nachricht: „Nachdem ich die von Ew. Wohlgeboren unterm 15ten d. Mts. eingereichten beiden Exemplare des unterm 26ten v. Mts. abgeschlossenen Mieths-Contracts über das für das Kirchen-Musik-Institut in dem Hause Neukölln am Wasser No. 14 auf die Zeit vom 1ten April d. J. bis dahin 1867 gemiethete Lokal mit meiner Bestätigung versehen habe, sende ich Ihnen dieselben nebst der vorgelegten Vollmacht für den Bleichereibesitzer Carl Bunzel zum Abschluß des vorliegenden Vertrages mit der Veranlassung anbei zurück, noch die Verwendung der zu denselben tarifmäßig erforderlichen Stempel(35) herbeizuführen und demnächst das Haupt-Exemplar, zu welchem nur die Hälfte des gesetzlichen Stempels mit 2 rthl 15 gr. erforderlich ist, Behufs Anweisung der Generalkasse meines Ministeriums zur Zahlung der vertragsmäßigen Miethe mir wieder vorzulegen.“(36)

Ab 1864 war das Institut demnach unter der Adresse Neu-Kölln a. Wasser Nr. 14 zu finden. Die neue Adresse sollte für neun Jahre Gültigkeit haben. 

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Auch über diejenigen  Räume, die in diesem Haus für das Institut gemietet worden waren, ist nichts Näheres bekannt. Es gilt aber Ähnliches wie für die Räume in der Spandauer Straße. Da die Orgel mit umgezogen ist, muss ein entsprechender Raum zur Verfügung gestanden haben. Für die Bibliothek gilt dies in gleicher Weise. Das Haus Neukölln am Wasser Nr. 14 war im Besitz von Carl Bunzel, der dort selbst wohnte und im gleichen Haus, unmittelbar am Wasser gelegen, eine chemische Bleiche betrieb.(38) Die Miete betrug 500 rthl jährlich, der Mietvertrag wurde, wie es üblich war, jahrweise prolongiert.(39)

Nach August Wilhelm Bachs Tod am 15. April 1869 übernahm August Haupt(40) die Leitung des Instituts. Er war, ausgebildet von August Wilhelm Bach und Bernhard Klein, seit 1849 Organist an der Parochialkirche in der Klosterstraße, hatte den Ruf eines Orgelspielers ersten Ranges und war eine der Persönlichkeiten, denen die Ausarbeitung der Disposition der großen Orgel im Londoner Kristallpalast(41) übertragen wurde. Bevor er die Nachfolge Bachs als Direktor des Instituts antrat, war er dort zuvor schon einige Jahre als Lehrer für Theorie und Orgelspiel tätig gewesen. Ab 1871 unterrichtete er auch eine Orgelklasse an der kurz zuvor - 1869 - gegründeten Hochschule für Musik. Damit begann eine Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen, die, mehr oder weniger eng, beibehalten wurde, bis nach 1945 das Institut endgültig in die Hochschule eingegliedert wurde.

 

Alexanderstraße

 

Am 17. Oktober 1872 wurde August Haupt angewiesen, von einer weiteren Verlängerung der Anmietung der Räume im Haus Neu-Kölln am Wasser Nr. 14 abzusehen und den Besitzer, inzwischen nicht mehr Carl Bunzel, sondern ein Dr. Croner, davon in Kenntnis zu setzen.  In den Berliner Adressbüchern dieser Jahre findet sich nur Dr. Eduard Croner,(42) ein Arzt, dessen Adresse allerdings nicht Neukölln am Wasser Nr. 14, sondern die nicht weit entfernte Neue Grünstraße Nr. 25 war. Vermutlich war das Haus von Carl Bunzel an Croner verkauft worden, sollte wohl entweder anderweitig genutzt oder der Mietzins sollte in für das Ministerium unangemessener Weise heraufgesetzt werden und infolgedessen kamen die Räumlichkeiten für das Institut nicht mehr in Frage. August Haupt wurde angewiesen, ein neues Lokal zu suchen – dies gehörte zu den Pflichten eines Direktors einer solchen Einrichtung.

August Haupt konnte neue Räume finden, ab 1873 war das Institut – nicht weit entfernt von Neu-Kölln am Wasser – in der Alexanderstraße Nr. 22 untergebracht. Das dort gelegene Haus war im Besitz einer Frau S. Isaac, geb. Bamberger, Witwe eines Kaufmanns.(43) Neun Jahre war die Alexanderstraße Nr. 22 die Adresse des Instituts, der jährliche Mietzins für die Institutsräume betrug 2550 Mark. 

Drei Jahre später, ab 1876, werden in den Berliner Adressbüchern zwei Adressen für das Institut angegeben: Das Unterrichtslokal, weiterhin in der Alexanderstraße Nr. 22, und ein zusätzliches, sogenanntes Geschäftslokal, in der Ohmgasse(44) Nr. 2 gelegen.(45) Der Grund für diesen zusätzlichen Standort bzw. Raumbedarf ist nicht deutlich. Eventuell war es nach etwa 60jährigem Bestehen des Instituts durch steigende Zahl der Studierenden notwendig geworden, neben den Unterrichtsräumen auch Platz für die Geschäftsführung und Verwaltung der Einrichtung zu schaffen und da dies in der Alexanderstraße möglicherweise räumlich nicht realisierbar war, wurde ein zusätzliches Geschäftslokal benötigt. Auffallend dabei aber ist, dass der Wohnsitz von August Haupt bis 1876 in der Schmidstr. Nr. 4,(46) ab 1877 in der Ohmgasse Nr. 2 in den Adressbüchern angegeben ist.(47) Die neu eingerichtete Geschäftsstelle lag demnach ab 1876 im gleichen Haus. Vermutlich verwaltete August Haupt – evtl. auch aus Gründen der Bequemlichkeit - das Institut von Haus aus und seine Wohnadresse war dadurch zugleich die Adresse des Geschäftslokals.(48) 

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Oranienburger Straße

Am 10. März 1880 wurde dem Direktor Haupt – er wird in den ministerialen Schreiben  immer als Dirigent, nicht als Direktor bezeichnet – mitgeteilt, dass das frühere Lehrer- bzw. Schul-Seminargebäude in der Oranienburgerstraße 29(50) – unmittelbar neben der zwischen 1859 und 1866 errichteten Neuen Synagoge – für das Institut in Aussicht genommen worden ist. Am 17. März 1880 um 10.00 Uhr vormittags erfolgte die Besichtigung der Räumlichkeiten durch August Haupt, den geheimen Ober-Regierungsrat Gustav Adolf Waezoldt(51) und den Verwaltungsrat des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums Hermann Techow.(52) Vermutlich wurde geprüft, ob die Räume geeignet waren und wie sie gegebenenfalls renoviert und einzurichten seien. Erst zwei Jahre später wurde Haupt davon unterrichtet, dass die künftigen Institutsräume zum 1. Juli 1882 fertiggestellt sein werden und die bisherigen Räume entsprechend zu kündigen seien. Die Miete für die Räume in der Alexanderstraße Nr. 22 sollte noch bis Oktober 1882 weiter gezahlt werden, eine Entschädigung der Witwe Isaac wegen der vorzeitigen Kündigung wurde ins Auge gefasst. 

Die angekündigte Fertigstellung der notwendigen Umbauten in der Oranienburgerstraße verzögerte sich, und erst Ende September, Anfang Oktober 1882 konnte der Umzug erfolgen. Das Gebäude Nr. 29 bestand aus einem Vorderhaus und einem Seitenflügel. Im November 1882, kurz nach dem Einzug, fragte der Präsident der Königlichen Ministerial-Baukommission Julius Adolf Kayser bei August Haupt  an, ob zusätzlich zwei weitere Räume für das Institut nutzbar sein könnten. „In dem zum größten Theil für das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik eingerichteten fiskalischen Gebäude(55) Oranienburger Straße 29 befinden sich, und zwar im Seitenflügel zur rechten Seite des Hofeinganges, zwei je mit einem Kachelofen versehene vierfenstrige Räume, von denen der eine im ersten und der andere im zweiten Stockwerk belegen ist. Diese beiden Räume sind nach den früheren Dispositionen nicht für das Institut bestimmt, sondern als disponibel zur Vermiethung bezeichnet worden. Eine Vermiethung dieser Räume ist indessen bisher nicht möglich gewesen, und dürfte jedenfalls auch nur nach Einrichtung kleinerer Wohnungen, und Anlage von Küchen bei denselben, zu Erwirken sein. Eine solche Anlage erscheint indessen nicht rathsam, weil dadurch nicht unerhebliche Kosten erwachsen würden, und bei der jetzigen Beschaffenheit der Treppenanlagen wegen der Feuergefährlichkeit, nach den baupolizeilichen Vorschriften auch nicht zulässig.  Euer Wohlgeboren ersuchen wir daher ergebenst, uns gefälligst Mittheilung darüber zu machen, ob diese Räume vielleicht noch im Institut des Königlichen akademischen Instituts für Kirchenmusik verwendet, resp. von demselben in Benutzung genommen werden könnten.  Wir würden bereit sein die Ueberlassung derselben an das Institut demnächst bei dem Herrn Kultus=Minister zu befürworten resp. zu beantragen.“ August Haupt konnte sofort eine sinnvolle Verwendung der zusätzlichen Räume benennen und fertigte einen entsprechenden Bericht an, auf den Kayser bereits Mitte Dezember 1882 antwortete und „die Gewährung der 2 unvermiethbaren im Seitenflügel des Gebäudes belegenen“ Räume „als Lesezimmer für die Werke der Bibliothek des Königlichen akademischen Instituts für Kirchenmusik“ seitens des Ministers  mitteilte. 

Dieser Schriftwechsel macht deutlich, dass das Haus Oranienburger Straße Nr. 29 „zum größten Theil“ für das Institut zur Verfügung gestellt wurde und die Räumlichkeiten im Vorderhaus und Seitenflügel lagen. Über die genauere Bestimmung einzelner Räumlichkeiten unterrichtet eine Aufstellung der Heizkosten,(56) in der die beheizten Räume und deren Rauminhalt aufgelistet werden, um die voraussichtlich notwendigen finanziellen Aufwendungen für das Heizen zu ermitteln. Danach verfügte das Institut über nachstehende beheizte Räume:

  1. Orgel-Saal, Vorderfront, Raum über 2 Stockwerke (unten 5, oben 6 Fenster) - 570 m3

  2. Vordergebäude zum Hof gelegen zweifenstriges Lehrerzimmer - 60 m3

  3. Seitenflügel, 1. Stockwerk, zweifenstriges Übungszimmer - 80 m3

  4. Seitenflügel, 2. Stockwerk, dreifenstriges Lehrzimmer - 110 m3

  5. Seitenflügel, 2. Stockwerk, zweifenstriges Quartettzimmer - 80 m3

 

Hinzu kamen einige unbeheizte Räume, darunter die Bibliothek und die beiden Lesezimmer, die zwar über Kachelöfen verfügten, aber in die Rechnung der beheizten Räume nicht aufgenommen wurden. Aus der Aufstellung geht auch hervor, dass die Buchholz-Orgel selbstverständlich wiederum mit umgezogen ist. In allen Räumen gab es Gasbeleuchtung, allerdings war „das Bedürfnis zur Benutzung dieser Anlage [Beleuchtung] nach Aussage des Direktors, Professor Haupt ein verhältnismäßig sehr geringes“,(57) man lebte und arbeitete noch immer weitgehend am Tageslicht orientiert.

Wie bereits in der Alexanderstraße gab es auch in der Oranienburger Straße eine weitere Lokalität, die als Geschäftslokal bezeichnet wird. Das Unterrichtslokal befand sich in der Oranienburgerstraße Nr. 29, das Geschäftslokal etwas nordwestlich entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Haus Nr. 64. Da ab 1882 in den Berliner Adressbüchern auch die Wohnung Haupts mit Oranienburgerstraße Nr. 64 angegeben ist,(58) bestätigt sich die Annahme, dass die Geschäftsstelle in seiner Wohnung lag und er die Verwaltung des Instituts von Haus aus betrieb.

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Nach und nach wurden die dem Institut im Gebäude Oranienburger Straße Nr. 29 zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten allerdings anderer Nutzung zugeführt. So teilt die Akademie der Künste am 8. September 1885 dem Direktor August Haupt mit: „Ew. Hochwohlgeboren mache ich die ganz ergebene Mittheilung, daß die beiden im Hinterhause Oranienburgerstr. 29 übereinander belegenen Zimmer an den Kaufmann Ad. Keiler vom 1. October d. Js. ab vermiethet sind, und zu demselben Zeitpunkt die Paterrewohnung an Stelle des Kaufmanns Jacoby vom Maler Prager bezogen werden wird.“(62) 

 

Potsdamer Straße

 

Im Dezember 1885 wurde August Haupt  davon in Kenntnis gesetzt, dass „das Projekt eines auf dem Grundstück: Potsdamerstraße No. 120 hierselbst für das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik zu errichtende Gebäude im künftigen Rechnungsjahre jedenfalls nicht in Angriff genommen werden wird.“(63) Die Kündigung der Pacht an den Gärtner der Hochschule für Musik, ein Herr Peschlack, über das in Frage kommende Gartenstück könne daher aufgehoben werden.

Seit 1883 war in dem Gebäude auf dem Grundstück Potsdamer Straße Nr. 120 – ein ehemaliges Institut für Astronomie – die Hochschule für Musik ansässig, die ihren ersten Standort, das Palais Raczyński(64) verlassen musste, weil es abgerissen wurde, um Platz für den Neubau des Reichstags zu schaffen. Das Grundstück Potsdamer Straße Nr. 120 war weitläufig und großzügig mit ausgedehnten Parkanlagen hinter dem von der Straße zurückgesetzten Hauptgebäude. Geplant wurde demnach ein Neubau für das Institut auf dem Grundstück, aber erst einige Jahre später erfolgte die Benachrichtigung, dass im „Staatshaushaltsetat pro 1. April 1888/89 für den Neubau des Instituts auf dem Grundstück Potsdamer Straße 120  84.850 Mark“(65) bewilligt seien und die „Königliche Baucommission“ ermächtigt sei, das Bauprojekt umzusetzen. 1890 übersiedelte das Geschäftslokal des Instituts von der Oranienburger Straße Nr. 64 in die Potsdamer Straße Nr. 120. Die Verwaltung des Instituts wurde somit von der Hochschule für Musik mit übernommen.(66)

Unmittelbare Veranlassung für diesen erneuten Ortswechsel des Instituts waren wohl - neben der bereits erwähnten teilweisen neuen Nutzung der Räume - Änderungen in den Besitzverhältnissen des Grundstückes Oranienburger Straße Nr. 29. In einem Schreiben an den Präsidenten der Akademie der Künste, Carl Ludwig Friedrich Becker, heißt es: „Ew. Wohlgeboren benachrichtige ich unter Bezugnahme auf meinen den Neubau eines Gebäudes für das akademische Institut für Kirchenmusik hierselbst betreffenden Erlaß vom 13. April d. J. […], daß das Grundstück Oranienburgerstr: No 29 hierselbst, auf welchem zur Zeit das gedachte Institut untergebracht ist, mittels des in Abschrift ergebenst beigefügten Tauschvertrages vom 14. October 1887 in den Besitz des Kaufmanns Treumann übergegangen und von diesem der hiesigen Synagogengemeinde zum Eigenthum abgetreten ist. Mit Letzterer ist, unter Genehmhaltung Seitens des Herrn Finanz-Ministers, vom 22. November v. J. die [!] in Abschrift beigeschlossene [!] Vertrag abgeschlossen worden, durch welchen das in Rede stehende Grundstück für die Zeit vom 1. April 1888 bis 31. März 1890 für einen Miethzins von jährlich 10000 M […] angemiethet worden ist.“(69) 

Am 14. Oktober 1889 wurde der Neubau für das Institut für Kirchenmusik im Gartenteil des Grundstückes Potsdamer Str. 120 übergeben. Der Direktor August Haupt und Philipp Spitta als Vertreter der Hochschule für Musik und zuständig für deren Verwaltung unterzeichneten das Protokoll, in dem es heißt: „Die Räume wurden besichtigt und dabei festgestellt, daß die Ausführung im Anschluß an die Kostenanschläge vom 15 August 1886, bzw. vom 20 August/22 September 1885 erfolgt ist. Da sonst nichts weiter zu bemerken war, wurde das Gebäude der Verwaltung(70) übergeben.“ Das neue Haus war so konzipiert, dass eine Orgel wiederum selbstverständlich Platz gefunden hat.

1891 starb August Haupt und seine Nachfolge trat 1892 der Komponist und Musikdirektor Robert Radecke an,(74) der neben der Wahrnehmung der Direktion in den Fächern Harmonielehre, Komposition und Orgel unterrichtete. Auch an der Hochschule übernahm er den Unterricht in der Orgelklasse, die zuvor von August Haupt geleitet worden war. 1893 oder 1894 wurde eine neue Orgel der Firma Dinse(75) aufgestellt, wodurch das Institut erstmals über zwei Instrumente verfügt, wobei die Buchholz-Orgel vermutlich im Gebäude der Hochschule aufgestellt worden war. Sie wurde später unter der Federführung der Hochschule, der die Verwaltung des Institutes oblag, verkauft.(76) In einem vom Direktor der Hochschule Joseph Joachim unterzeichneten Schreiben vom 22. September 1902 heißt es: „Die größere Orgel aus dem bisherigen Local der Königlichen akademischen Hochschule für Musik wird der Kirchengemeinde Petkus zum Preise von 1200 M. […] verkauft.(77)

 

Hardenbergstraße ab 1903

Die Hochschule und das Institut blieben in der Potsdamer Straße 120 bis zum Beginn der 20. Jahrhunderts. 1902 bezog die Hochschule für Musik einen Neubau in der Fasanenstraße, 1903 das Institut einen Neubau Hardenbergstraße Nr. 41,(78) beide auf einem Grundstück der Königlichen Baumschule gelegen, das für Hochschulbauten aufgelassen bzw. vorgehalten wurde. Dadurch, dass die Hardenbergstraße und die Kurfürstenallee (heute: Hertzallee) in nordwestliche Richtung aufeinander zulaufen und sich am Knie (heute: Ernst-Reuter-Platz) treffen, hat das Grundstück eine annähernd dreieckige Gestalt, die sich zwar nicht im Grundriss der Hochschulen für Musik und bildende Kunst, wohl aber im Grundriss des Instituts für Kirchenmusik – vor allem im Treppenhaus – wiederfindet.(79) 

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Die Einweihung des Institutsgebäudes fand am 17. Mai 1903 mit einem Konzert in Gegenwart des Kultusministers(81) statt. Damit hatten beide Institutionen, die Musikhochschule und das Institut, eigens für sie neu errichtete Gebäude übertragen bekommen, für das Institut war es nach dem Haus auf dem Grundstück Potsdamer Straße Nr. 120 bereits der zweite Neubau. Er wurde entworfen und geplant vom Regierungsrat Anton Adams(82) und vor allem vom Regierungsbaumeister Paul Mebes(83) und für 88.700 Mark errichtet. Zusätzliche Kosten in Höhe von 5.800 Mark mussten aufgewendet werden für „die innere Einrichtung, Umzug und Orgelgehäuse der neuen Saalorgel“,(84) ein Instrument der Firma Sauer aus Frankfurt a. d. Oder.(85) Es war der Wunsch des Institutsdirektors Robert Radecke gewesen, das Institutsgebäude mit einem markanten architektonischen Erkennungszeichen auszustatten, das durch den Turm an der Südostecke realisiert wurde. Dieser Turm im Verbund mit den auch in der näheren Umgebung bevorzugten neoromanischen Architekturmerkmalen(86) an der roten Sandsteinfassade und der Ausgestaltung im Inneren(87) brachte dem Haus später den Namen ‚Burg‘ ein. 

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„Die Lage des Treppenhauses an der Hauptfront ergab sich aus der Notwendigkeit, die eigentlichen Unterrichtsräume, vor allem den Saal und den unteren Orgelübungsraum nach Möglichkeit an der Hinterfront anzuordnen, einerseits um Belästigungen der Vorübergehenden und der Nachbarschaft durch die den ganzen Tag währenden Übungen auf den beiden großen Orgeln zu vermeiden, anderseits um dafür Sorge zu tragen, daß diese Übungen möglichst dem lärmenden Straßenverkehr entzogen sind.

Die zur Bebauung überwiesene Grundfläche war sehr unregelmäßig gestaltet und bot für die Unterbringung einer verhältnismäßig großen Anzahl verlangter Räume, ganz abgesehen von der geringen Größe, nicht geringe Schwierigkeiten […] Die Grundriß- und Aufrißgestaltung ist zumal hinsichtlich der Höhenentwicklung beeinflußt durch  die Notwendigkeit, die vierstöckige unschöne Giebelwand des älteren anliegenden Blocks von Miethäusern(90) zu verdecken und für die auf dem Restgrundstück der Königlichen Baumschule in Aussicht genommenen monumentalen Staatsbauten einen künstlerischen Abschluss zu erzielen.“(91)

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Die Direktoren des Institutes waren nach dem Weggang von Robert Radecke, der 1907 seinen Ruhestand antrat,  von 1907 bis 1922 Herrmann Kretzschmar,(93) anschließend bis 1927 Carl Thiel,(94) bis 1933 Hans Joachim Moser(95) und von 1934 bis 1945 Eugen Bieder.(96)

 

Schloss Charlottenburg

Bis zur Angliederung an die Hochschule 1945 erfuhr das Institut noch einmal eine umfangreiche räumliche Erweiterung. In Folge der maßgeblich von Leo Kestenberg(97) seit Beginn der 1920er Jahre eingeleiteten Reformen der Bereiche Schulmusik und Musikschule erfuhr die Ausbildung der Musiklehrer am Institut eine erhebliche Ausweitung, so dass die große Zahl der Studierenden in dem für sehr viel weniger Personen berechneten Haus in der Hardenbergstraße nicht mehr sinnvoll unterrichtet werden konnte. Unter Einbeziehung der Eosanderkapelle mit ihrer Schnitger-Orgel(98) aus dem Jahre 1706 und des Westflügels mit der Orangerie wurden viele Räumlichkeiten im Schloss Charlottenburg im westlichen Seitenflügel (Kavalierflügel) für die Ausbildung in der nun ‚Staatliche Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik‘ genannten Einrichtung genutzt. Dabei fand die Ausbildung im Fach Kirchenmusik weiterhin größtenteils im Haus Hardenbergstraße statt. Vor allem die Fächer Schulmusik und Musikerziehung wurden in den Räumen des Schlosses unterrichtet.(99)

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Die in barocker Weise gestalteten Zimmerfluchten im Schloss, die den Durchgang von einem in den nächsten Raum vorsahen, waren für die Unterrichtszwecke des Instituts denkbar ungeeignet. Hinzu kamen immer wieder auftretende bauliche Mängel sowie Klagen der Schlossverwaltung über die Nutzung der historischen Räume durch die Studierenden. So gab es seit Ende der 1920er Jahre Pläne, unter Einbeziehung von Teilen des Charlottenburger Schlosses ein eigenes Hochschulgebäude – im Verbund mit einem Neubau für die Hochschule für Musik – auf dem Gelände des Schlosses zu errichten. Der Direktor Hans Moser(101) wies wiederholt darauf hin, dass ein Neubau für das Institut Teil seiner Berufungszusagen gewesen und dringend umzusetzen sei. Diesen Plänen standen die aus der Weltwirtschaftskrise erwachsenen finanziellen Schwierigkeiten entgegen. Auch wenn Moser zahlreiche Persönlichkeiten in Politik und Kirche um Unterstützung bat, konnte das Projekt nicht in Angriff genommen werden. Am 29. November 1929 schrieb Ilse-Charlotte Noack,(102) Mitglied des Preußischen Landtags, dass der Etat für 1930 ihre „schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen“ habe. „Bei einem ungedeckten und wohl kaum zu deckenden Defizit von 88 Millionen ist es undenkbar, daß ein selbst angenommener Antrag, einen Neubau herzustellen, in die Tat umgesetzt wird. Trotzdem werde ich bei der Besprechung des Kultusetats darauf eingehen. Wenn man Jahr für Jahr dasselbe fordert, erreicht man es schließlich auch.“(103) 

Dieser Plan und Wunsch ging nicht in Erfüllung. Entwürfe und Pläne, die bereits Ende der 1920er Jahre durch den Architekten Heinrich Tessenow(104) vorgelegt worden waren, bezogen sich auf eine gemeinsame Unterbringung der Hochschule für Musik mit der Akademie für Kirchen- und Schulmusik. 

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Auch nach 1933 unter der Institutsleitung von Eugen Bieder(106) wurde wegen der schwierigen Raumsituation ein Neubau immer wieder ins Gespräch gebracht und in Erwägung gezogen, umgesetzt wurde aber nur die Herrichtung der dafür nicht gut geeigneten Orangerie des Schlosses Charlottenburg zu einem größeren Konzertsaal, in dem auch eine weitere Orgel der Firma Sauer(107) Aufstellung fand. Die Neubau-Pläne aber wurden nicht realisiert und schließlich zu den Akten gelegt. 

 

Hardenbergstraße ab 1945

 

Nach Ende des zweiten Weltkrieges 1945 erfolgte die endgültige Eingliederung des Instituts in die Hochschule für Musik in Gestalt der beiden Studiengänge bzw. Abteilungen Kirchenmusik und Schulmusik. Die im Schloss Charlottenburg genutzten Räume waren durch Bombenangriffe vollständig zerstört und die Ausbildung fand hinsichtlich der Schulmusik im Hochschulgebäude in der Fasanenstraße und der Kirchenmusik im Gebäude Hardenbergstraße statt. Wolfgang Reimann,(108) seit 1923 Lehrer am Institut und seit 1935 Professor an der Hochschule für Musik, wurde 1943 in der Nachfolge Hugo Distlers(109) Direktor des Staats- und Domchores Berlin und übernahm 1945 auch die Leitung der nun an die Hochschule angegliederten Kirchenmusik-Ausbildung. Das Instituts-Gebäude in der Hardenbergstraße war eines der wenigen Häuser in der unmittelbaren Umgebung, die – nur wenig beschädigt – nach dem Krieg schnell wieder nutzbar waren.  Da der Domchor bei Kriegsende kaum noch über Sänger verfügte und zudem die Probenräume im Berliner Dom wegen der Zerstörung des Gebäudes nicht mehr zur Verfügung standen, wurde das Haus Hardenbergstraße Nr. 41, in dem Reimann unterrichtete, auch zum neuen Probenort für die zunächst sehr überschaubaren Reste des Staats- und Domchors. Die Anbindung an das Institut verfestigte sich nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 und führte mit dem allmählichen Anwachsen des Chores in der Folge mehr und mehr zu erheblichen räumlichen Engpässen in dem für eine viel geringere Nutzerzahl konzipierten Haus.(110) Regelmäßig waren zahlreiche Räume des Hauses durch die notwendige umfangreiche Einzel- und Gruppen-Probenarbeit des Chores belegt und sämtliche Treppenstufen des Treppenhauses in Ermangelung anderer Aufenthaltsmöglichkeiten von wartenden Kindern und Eltern oder Großeltern über den Verlauf ganzer Nachmittage hin besetzt. Ein halbwegs geregelter Unterrichtsbetrieb war schwer zu realisieren. Da auch die Zahl der Studierende höher war, als jene, für die das Haus geplant worden war, trug dies zusätzlich zu einer permanenten Überlastung der Räumlichkeiten bei.(111) An ein Institutsbüro oder Aufenthaltsraum für die Studierenden war unter diesen Umständen ebenso wenig zu denken wie an eine angemessene Übsituation. Um dem zu begegnen, wurden in den Jahren um die Jahrtausendwende zum einen die Räumlichkeiten des Pförtners bzw. Hausmeisters (Loge und Wohnung) für das Institut nutzbar gemacht –  als Unterrichtsraum, Institutsbüro und Teeküche –, und zum anderen Teile der Arbeit mit dem stetig wachsenden Domchor in etliche Räume im Gebäude Bundesallee der Universität der Künste Berlin, in das ehemalige Joachimsthalsche Gymnasium, verlegt.(112) Die Verbindung des Chores zum Institut bestand und besteht aber nach wie vor, zum einen dadurch, dass weiterhin regelmäßig Proben des Staats- und Domchores auch im Haus Hardenbergstraße stattfinden und zum anderen, dass das Büro des Direktors, der auch den Chorleitungsunterricht innerhalb der Kirchenmusik-Ausbildung in seiner Verantwortung hat, ebenfalls im Instituts-Gebäude in der Hardenbergstraße angesiedelt ist. 

2014 konnte durch Zusammenlegung von drei Räumen – ein Unterrichtszimmer im ersten Stockwerk und Küche und ein Zimmer der ehemaligen Pförtner-Wohnung im Erdgeschoß – ein weiterer kleiner Orgelsaal mit ausreichender Höhe geschaffen werden, in dem eine Orgel der Firma Rowan West(113) aufgestellt wurde. Zugleich wurde – nach umfangreicher Instandsetzung der Außenfassade – das Treppenhaus aufwendig und denkmalgerecht im ursprünglichen neoromanischen Stil restauriert, nachdem nach dem Krieg eine schnelle Reparatur erfolgt war, die das Haus nach kriegsbedingten Schäden zwar schnell wieder zugänglich machte, aber alle ursprüngliche Gestaltung unter einer gelblichen Ölfarbschicht und unter dunkelgrauen Linoleum-Fussböden verschwinden ließ. Das Haus – einschließlich der Dinse-Orgel von 1894 aus dem Vorgänger-Haus Potsdamer Straße – steht unter Denkmalschutz und in Planung ist die denkmalgerechte Restaurierung der nach mittelalterlichen Vorbildern Oberitaliens gestalteten Aula und die Instandsetzung der Üb- und Unterrichtszimmer.

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Endnoten


1 - Ausschnitt aus: Grundriss von Berlin, Aufgenommen und gezeichnet mit Genehmigung der Königl. Academie der Wissenschaften von J. C. Selter, 1846.​

2 - Wikipedia, Artikel: Königliches Musik-Institut Berlin. URL, abgerufen am 01.03.2022: https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigliches_Musik-Institut_Berlin

3 - Ausschnitt aus: Grundriss von Berlin, Aufgenommen und gezeichnet mit Genehmigung der Königl. Academie der Wissenschaften von J. C. Selter, 1846.

4 - 1758-1832.

5 - 1796-1869.

6 - Ihr Verlauf entspricht annähernd dem der heutigen Karl-Liebknecht-Straße an der Marienkirche.

7 - Ausschnitt aus: Grundriss von Berlin, Aufgenommen und gezeichnet mit Genehmigung der Königl. Academie der Wissenschaften von J. C. Selter, 1846.

8 - Johann Nikolaus Forkel, 1749-1818, Organist, Musikforscher, erster Biograph Joh. Seb. Bachs.

9 - Eutonia 2, 1829, S. 181f.

10 - Dass die Bibliothek keineswegs klein war, wie in der Eutonia beschrieben, geht hervor aus: August Wilhelm Bach, Katalog der in der Bibliothek des Königl. Instituts für Kirchenmusik befindlichen Werke, handschriftl. [~ 1845], Bibliothek der UdK Berlin, Sig. RC 0994. Vgl. dazu auch: Max Schipke, Die Bibliothek des Akademischen Instituts für Kirchenmusik in Berlin-Charlottenburg, in: Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des staatlichen Akademischen Instituts für Kirchenmusik in Berlin 1822-1922, hrsg. v. der Anstaltsleitung, Berlin 1922, S. 45-49. Mitte der 1840er Jahre mussten zwar etliche besonders wertvolle Bestände in die Königliche Bibliothek überführt werden, aber auch der verbliebene Teil) war noch sehr reichhaltig.  Die ständig ergänzte und erweiterte Bibliothek wurde während des 2. Weltkriegs ausgelagert und ist bis heute nicht auffindbar.

11 - URL, abgerufen am 11.04.2022: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Simon_Buchholz 

12 - Spezielles über das Instrument s. Bernecker, Johann-Simon-Buchholz - Orgel.

13 - Archiv der Humboldt-Universität Berlin, Signatur: UK.01, Nr. 58.

14 - Die Gründung des Instituts erfolgte „innerhalb der Berliner Universität“. Vgl.: Dörte Schmidt u. Franziska Stoff, Joseph Joachims Projekt einer Hochschule für Musik als Universität, in: Musikwissenschaft 1900-1930. Zur Institutionalisierung und Legitimierung einer jungen akademischen Disziplin, hrsg. v. W. Auhagen, W. Hirschmann, T. Mäkelä, Hildesheim 2017, S. 140.

15 - Vgl. dazu auch: Andreas Sieling, August Wilhelm Bach (1796-1869), Köln 1995, S. 88, Anm. 138. Hier findet sich ein Hinweis auf die Adresse Behrenstraße Nr. 67, allerdings ohne Quellenangabe. Auch die Adressen Oranienburger Straße, Potsdamer Straße und Hardenbergstraße werden genannt, die weiteren Standorte sind nicht aufgelistet.

16 - Ausschnitt aus: Grundriss von Berlin, Aufgenommen und gezeichnet mit Genehmigung der Königl. Academie der Wissenschaften von J. C. Selter, 1846.

17 - Nach heutigem Wert etwa 10.000 € bis 12.000 €, d.h. eine Monatsmiete von annähernd 1.000 €. 

18 - 1800-1829, Autorin.

19 - Adressbuch Berlin 1822, Teil III, S. 37; in der „Nachweisung aller Straßen […] und Bewohner“ wird für die  Behrenstraße Nr. 67 angegeben: „August, Tapezier + / Klein, Musikdirektor.“ Das Zeichen + ist der Hinweis auf den Besitzer des Hauses.

20 - Im Adressbuch Berlin 1820, S. 211, wird als Adresse der Wohnung Bernhard Kleins allerdings die Wilhelmstraße Nr. 73 angegeben, ein Adressbuch für 1821 ist nicht erschienen.

21 - 1781-1863; Oppenheim, in Königsberg geboren und zu Vermögen gekommen, lebte nur kurz in Berlin in der Behrenstraße und verlegte bald, seiner Tochter folgend, seinen Wohnsitz nach Dresden.

22 - Wie weiter unten im Fall des Direktors August Haupt ausgeführt, oblag es den Direktoren des Instituts und nicht der zuständigen Behörde (Ministerium für geistliche-, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten), passende Räumlichkeiten für das Institut zu finden und anzumieten.

23 - Dass diese Orgel für lange Zeit die einzige im Institut gewesen ist, belegt auch die 1894 erfolgte Mitteilung, die Orgel habe „71 Jahre treu gedient“, in: ‚Die neue Orgel im Königl. akad. Institut für Kirchenmusik zu Berlin‘, in: Urania. Musik-Zeitschrift für Orgelbau, 51. Jg., 1894, Nr. 10, S. 81.

24 - Akte in der ev. Kirchengemeinde Petkus, die Orgel betreffend: Ev. Landeskirchenarchiv in Berlin (ELAB), Depositum, Provenienz: Kgde. Petkus, Kirchenkreis Zossen-Fläming, Bestand Nr.: 2 03 06, Signatur: 309, Mitteilung des Orgelbauers Dinse an Pastor Feller in Petkus , ohne Datum [1902]. Wegen der Höhe von 4,85 m musste in der Kirche von Petkus die Decke oberhalb der Empore aufgeschnitten werden; s. Abb. weiter unten. Kapitel: Johann-Simon-Buchholz – Orgel.

25 - 1767-1854.

26 - 1791-1864.

27 - 1797-1850, Kaufmann und Astronom.

28 - 1800-1833, Schriftsteller.

29 - 1794-1842, Bankier.

30 - 1769-1825, Zuckerfabrikant.

31 - Etwa an der Stelle des heutigen Kanzleramtes am Spreebogen gelegen.

32 - Der Architekt Carl Theodor Ottmer, 1800-1843, der den Um- und Ausbau vornahm, war derselbe, der auch unter Verwendung einiger Entwürfe Schinkels das Gebäude der Singakademie am Festungsgraben errichtete. Zum Haus der Beers in der Spandauer Straße siehe auch: Jan Wilkens, Vom Dachstuben-Salon zur Synagoge. Eine Topographie jüdischer Salonnièren und jüdischen Lebens um 1800, URL, abgerufen am 13. März 2022: https://www.uni-potsdam.de/de/haskala/haskala-im-raum/vom-dachstuben-salon-zur-synagoge 

33 - Foto: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, Ident. Nr.: Sign. 2131, Bd. 1, Teil 1, S. 5. Foto: Dietmar Katz. 

34 - Die Neanderstraße hieß bis in die 1840er Jahre Prinzenstraße, heute Heinrich-Heine-Straße.

35 - Gebühren, die durch Abstempeln bzw. eine Stempelmarke erhoben und bestätigt wurden.

36 - Brief vom 22. April 1864, Ministerium der geistlichen, Unterrichts= und Medicinal=Angelegenheiten an August Wilhelm Bach, Archiv der Universität der Künste Berlin, Bestand 2, Nr. 538.

37 - Postkarte, ca. 1890, W. Handwerk, Kunstverlag, Berlin-Schöneberg, Koburgerstr. 13.

38 - Adressbuch Berlin 1864, S. 73: Bunzel, C., Besitzer einer chemischen Bleiche, Neu-Kölln am Wasser 14.

39 - Brief vom 14. Mai 1864, Ministerium der geistlichen, Unterrichts= und Medicinal=Angelegenheiten an August Wilhelm Bach, Archiv UdK Berlin, wie Anm. 36.

40 - 1810-1891.

41 - Eröffnung am 1. Mai 1851.

42 - Adressbuch Berlin 1874, S. 126: Dr. Croner, Eduard, pract. Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer, Neue Grünstr. 25.

43 - Adressbuch Berlin 1875, S. 393: Isaac, S. geb Bamberger, Kaufmannsww, Alexanderstr. 22. Der Buchstabe E weist sie als Eigentümerin des Hauses aus.

44 - heute: Ohmstraße. Die Ohmgasse lag etwas südlich der Jannowitzbrücke.

45 - Adressbuch Berlin 1880, IV. Teil, S.27: h. Institut für Kirchenmusik. / Unterrichtslokal: O. Alexanderstr. 22. / Geschäftslokal: SO. Ohmgasse 2.

46 - Adressbuch Berlin 1876, Teil I, S. 325: Haupt, A, Professor, Schmidstr. 4 III 2-3. Die Schmidstraße lag – und liegt – nicht unweit der Straße Neukölln am Wasser (Märkisches Ufer) zwischen Michaelkirchplatz und Neuer Jacobstraße in der Luisenstadt.

47 - Adressbuch Berlin 1877, Teil I, S. 277: Haupt, A., Professor, Ohmgasse 2. I.

48 - Im Adressbuch Berlin 1880, S. 100, ist verzeichnet: M. Brachmann & Co. Restaurant und Weinhdl., SO Ohmgasse 2, Inh. Frau M. Brachmann u Carl Benneke.

49 - Ausschnitt aus: Grundriss von Berlin, Aufgenommen und gezeichnet mit Genehmigung der Königl. Academie der Wissenschaften von J. C. Selter, 1846.

50 - Das Haus, in dem zuvor die Königliche Entbindungsanstalt untergebracht war, wurde vom Provinzialschulkollegium erworben und diente ab 1831 als Seminargebäude für das im gleichen Jahr gegründete Königliche Seminar für Stadtschulen. 1875 wurde mit einem Neubau auf dem dafür erworbenen Grundstück Friedrichstraße 229 begonnen, das vier Jahre später fertiggestellt war. Die Eröffnungsfeier fand am 22. April 1879 statt und das Gebäude Oranienburger Straße 29 wurde geräumt. Vgl. dazu: Karl Schultze, Nachrichten über das Königliche Seminar für Stadtschullehrer in Berlin. Eine Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens der Anstalt, Berlin 1881. 

51 - 1815-1893.

52 - 1838-1909.

53 - Offenbar schon damals eine Berliner Spezialität.

54 - 1834-1897.

55 - Gebäude in öffentlichem Besitz.

56 - Bautechnisches Gutachten über den Bedarf an Heizmaterial in den Diensträumen des Königlichen Akademischen Instituts für Kirchenmusik, Oranienburgerstr. No. 29 hierselbst, sowie über die Kosten der Beleuchtung dieser Räumlichkeiten, erstellt am 17. Juni 1883 von dem Königlichen Bauinspektor Hallwig, Archiv der Universität der Künste Berlin, Bestand 2, Nr. 522.

57 - Bautechnisches Gutachten; wie Anm. 56.

58 - Adressbuch Berlin 1882, Teil I, S. 346: Haupt, A, Prof, Direkt d. Kgl. akadem. Instit f. Kirchenmusik, N Oranienburgerstr. 64.

59 - Ausschnitt aus: Kiessling's Grosser Plan von Berlin Charlottenburg u. Westend 1884.

60 - Berliner Stadtplan, URL, abgerufen am 14.04.2022: http://www.berlin.citysam.de/stadtplan-berlin/stadtplan-berliner-dom.htm 

61 - Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz.

62 - Königliche Akademie der Künste in Berlin an August Haupt, 8. September 1885, Archiv UdK Berlin, wie Anm. 46.

63 - Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten an August Haupt, 21. Dezember 1885, Archiv UdK Berlin, wie Anm. 46.

64 - Das Palais war 1842-1844 von dem polnischen Grafen, preußischenDiplomaten und Kunstsammler Atanazy Raczyński, 1788 – 1874, errichtet worden, um dort seine Bildersammlung unterzubringen und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es wurde auch als Museum Raczyński bezeichnet. Das Grundstück am Königsplatz (vorher Exerzierplatz, heute Platz der Republik) war eine Schenkung von Friedrich Wilhelm IV. Die Hochschule war im rechten Seitengebäude untergebracht.

65 - Königliche Akademie der Künste in Berlin an August Haupt, 13. April 1888, Archiv UdK Berlin, wie Anm. 46.

66 - Adressbuch Berlin 1890, IV. Theil, S. 32: „g. Akademisches Institut für Kirchenmusik. Unterrichtslokal. N. Oranienburgerstr. 29. Geschäftslokal. W. Potsdamerstr. 120.“ Die Verwaltung war demnach offenbar bereits 1890 an die Hochschule für Musik angegliedert worden. Vgl. aber dazu: „Gegründet 1822 innerhalb der Berliner Universität, war das Institut für Kirchenmusik 1875 zunächst in den ‚Verband der Lehranstalten‘ der Akademie der Künste eingegliedert und vom Hauptbüro der Akademie verwaltet worden. Mit der Neugestaltung der Akademiestruktur 1882 löste es sich aus diesem Verband und wurde […] zu einer selbstständigen Lehranstalt innerhalb der Akademie. Im Mai 1892, kurz nach der Berufung Robert Radeckes zum neuen Institutsdirektor, wurde Philipp Spitta [seit 1875 administrativer Direktor an der Hochschule für Musik] jedoch erstmals angewiesen, diese Verwaltungsaufgaben für das Institut für Kirchenmusik aufgrund der räumlichen Nähe innerhalb der Hochschule für Musik mit zu übernehmen.“ Dörte Schmidt u. Franziska Stoff, wie Anm. 14, S. 140.

67 - 1820-1900

68 - Adressbuch Berlin, 1875, S. 914: Gebrüder Treumann [Bernhard u. Max, beide Kaufmann], Fabrik confectionierter Weißwaaren, Seidenband-Stickerei und Gardinen, Spezialität: Reise-, Sommer- und Ball-Costume, Jerusalemerstr. 30. Inh. Bernh. und Max Treumann. (Bernhard T., Beuthstr. 2 / Max T., Kommandantenstr. 56.)

69 - Königliche Akademie der Künste in Berlin an August Haupt, 20. Juni 1888, Archiv UdK Berlin, wie Anm. 46.

70 - Gemeint ist die Verwaltung der Hochschule für Musik. Spitta gehörte seit dem 15. Juni 1882 dem Direktorium der Hochschule an und stand ihrer Verwaltung vor. 

71 - Ausschnitt aus:  Plan von Berlin mit sämtlichen Vororten und vollständiger Stadt- und Ringbahn, Straube 1896.

72 - Postkarte, ca. 1895.

73 - Postkarte, ca. 1895.

74 - Radecke, Albert Martin Robert, 1830 – 1911, Komponist, Schüler von Moritz Hauptmann und Julius Rietz (Komposition), Ignaz Moscheles (Klavier) und Ferdinand David (Violine) am Leipziger Konservatorium, Violinist im Gewandhausorchester, 1863-87 Musikdirektor der Hofoper in Berlin, 1883-88 künstlerischer Leiter des Sternschen Konservatoriums, ab 1892 Direktor des Königl. Institutes f. Kirchenmusik.

75 - Spezielles über das Instrument s. Bernecker, Dinse-Orgel.

76 - Ausführlich s. Bernecker, Johann-Simon-Buchholz - Orgel.

77 - Akte Kirchengemeinde Petkus, wie Anm. 24. Es ist zwar nicht ganz eindeutig, ob in Joachims Formulierung „Local der Königlichen akademischen Hochschule für Musik“ das Gebäude des Instituts im Garten der Hochschule mit eingeschlossen ist oder nicht. Vermutlich aber ist nur das Hochschulgebäude gemeint.

78 - Zunächst Hardenbergstraße 36, später 41.

79- S. Abb. weiter unten.

80 - Centralblatt der Bauverwaltung, Nr. 87, 1. November 1902, XXII: Jg., S. 530.

81 - Der Jurist und Ministerialbeamte Heinrich Konrad von Studt, 1838-1921, war preußischer Kultusminister von 1899 bis 1907.

82 - 1856-1915, Architekt, geh. Baurat.

83 - 1872-1938, Architekt und Architekturtheoretiker.

84 - Vgl.: Das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik in Charlottenburg, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 45, 3. Juni 1905, XXV. Jg., S. 284. Die neue Orgel der Firma Sauer ersetzte die alte Buchholz-Orgel, die an die Gemeinde Petkus/Baruth verkauft wurde.

85 -  Spezielles über das Instrument s. Bernecker, Kapitel: Sauer-Orgel Hardenbergstraße.

86 -  Einige Gebäude im neoromanischen Stil bestimmten das Stadtbild in der Umgebung. 1895 wurde die neoromanische Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche eingeweiht. In der Umgebung der Kirche wurden – wohl auf Wunsch und Veranlassung Kaiser Wilhelm II. - im Anschluss etliche Gebäude im neoromanischen Stil erbaut und bildeten das sog. Romanische Forum am damaligen Auguste-Victoria-Platz (heute Breitscheidplatz), darunter das Romanische Haus I und das Romanische Haus II (das sog. Neue Romanische Haus mit dem 1901 eingeweihten Romanischen Café), der Rolandbrunnen, die Wilhelmshallen sowie das Haus Kurfürsteneck.  

87 - „Der Saal ist nach Art der mittelalterlichen Kirchendeckenbildungen Oberitaliens, wie San Fermo zu Verona, mit einer mehrfach gebrochenen, kassettierten Holzdecke abgeschlossen, die ziemlich weit in den Dachstuhl hineingreift.“ (Das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik in Charlottenburg, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 45, 3. Juni 1905, XXV. Jg., S. 284.)

88 - Postkarte, ca. 1905.

89 - Postkarte, ca. 1915

90 - Von dieser Bebauung (s. oben Abb. des Institutsgebäudes) war nach Ende des zweiten Weltkrieges nichts erhalten. An ihrer Stelle ist ein Neubau der Technischen Universität Berlin (Bergbau und Hüttenwesen) errichtet worden.

91 - Das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik in Charlottenburg, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 45, 3. Juni 1905, XXV. Jg., S. 284.

92 - Das Königliche akademische Institut für Kirchenmusik in Charlottenburg, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Nr. 45, 3. Juni 1905, XXV. Jg., S. 284.

93 - Kretzschmar, Hermann, 1848 - 1924, Musikforscher, Studium der Philologie in Leipzig, 1871 Promotion über Guido von Arezzo, 1871 Lehrer am Leipziger Konservatorium, 1876 Kapellmeister am Metzer Stadttheater, 1877 Universitätsmusikdirektor Rostock, 1880 städtischer Musikdirektor, 1887 in Leipzig Universitätsmusikdirektor, 1904 Ruf auf das neugegründete Ordinariat für Musik an der Universität Berlin, 1907 daneben Leiter des Königl. Institutes f. Kirchenmusik (kommissarisch), 1909-20 Direktor der königl. Hochschule (Nachfolger J. Joachims), 1912 Vorsitzender der musikgesch. Kommission.

94 - Thiel, Carl, 1862 – 1939, Musikpädagoge, Schüler des königl. Institutes für Kirchenmusik, Organist, Lehrer am königl. akad. Institut f. Kirchenmusik, 1922-27 Direktor, 1930 Leitung der Kirchenmusikschule Regensburg.

95 - Moser, Hans Joachim, 1889 – 1967, Kompositions- und Gesangstudien, 1907 Studium der Musikgeschichte, Germanistik und Geschichte in Marburg, Berlin und Leipzig, 1910 Promotion, 1919 Privatdozent, 1922 ao. Prof. in Halle, 1925 etatmäßiger ao. Prof. in Heidelberg, 1927 Direktor der staatlichen Akad. f. Kirchen- und Schulmusik und Honorarprof. an der Uni Berlin, 1933 in den Ruhestand versetzt, 1940-45 Leitung der "Reichsstelle für Musikbearbeitungen" im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, 1947 Uni Jena und Musikhochschule Weimar, 1950 Direktion des städtischen (ehemals Sternschen) Konservatoriums Berlin.

96 - Eugen Bieder, 1891 – 1952, ab 1933 Lehrer an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik, als Mitglied der NSDAP seit 1.5.33 wird Bieder im Juni 1934 Nachfolger des abgesetzten Direktors Hans-Joachim Moser. 1935 zugleich Mitglied des Senats  der preußischen Akademie der Künste, 1936 Herausgeber der Zeitschrift  Völkische Musikerziehung. Ab 13.6. 1941 Kriegsverwaltungsrat im besetzten Frankreich, ab 1943 zugleich Direktor Akademie für Kirchen- und Schulmusik bzw. Hochschule für Musikerziehung bis zu deren Stilllegung Ende 1944. Nach dem Krieg Professor an der HfM Hamburg.

97 - 1882-1962, Pianist, Musikpädagoge, Kulturpolitiker. Von 1918 bis 1932 im Preußischen Kulturministerium tätig, Leiter der Musikabteilung des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht, führte umfangreiche bildungspolitische Reformen durch.

98 - Arp Schnitger, 1648-1719, Orgelbauer, maßgeblicher Gestalter der sog. norddt. Barockorgel, Hauptsitz Hamburg.

99 - Auskunft von Prof. Herbert Liedecke, 1912-1998, der 1938 am Institut sein Examen in Kirchenmusik ablegte. (Liedecke war von 1963 bis 1977 Professor für Orgelspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart und Lehrer des Verfassers WD.)

100 - Archiv der Universität der Künste Berlin, Bestand 2, Nr. 521.

101 - Vgl. Anm. 95.

102 - 1886-1832, Schriftstellerin und Politikerin, seit 1921 Abgeordnete im Preußischen Landtag.

103 - Mitglied des Preußischen Landtags Ilse-Charlotte Noack an den ev. Generalsuperintendenten in Berlin, 29. November 1929, Archiv der Universität der Künste Berlin, Bestand 2, Nr. 621.

104 - 1876 – 1950, Architekt und Hochschullehrer.

105 - Abgedruckt in: Martin Kießling, Neue Staatsbauten in Preußen, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1930, 50. Jg., Nr. 1, S. 6.

106 - Vgl. Anm. 96.

107 - Spezielles über das Instrument s. u., Kapitel: Sauer-Orgel Schloss Charlottenburg.

108 - 1887-1971, Kirchenmusiker, Organist, Hochschullehrer.

109 - 1908-1942, Komponist und Kirchenmusiker.

110 - 1903, bei Einweihung des Hauses und in den Jahren zuvor, umfasste die Matrikel-Liste immer etwa 20 Personen. Für diese Zahl und die wenigen dazugehörenden Lehrenden wurde das Haus konzipiert und errichtet.

111 - Im Haus waren (und sind zum großen Teil bis heute) die Studiengänge ev. und kath. Kirchenmusik BA und MA, künstlerische Ausbildung BA und MA und Konzertexamen Orgel und Chordirigieren untergebracht. Auch wenn einiger Nebenfachunterricht in anderen Häusern der damaligen Hochschule der Künste Berlin unterrichtet wurde, änderte dies nichts an der hohen Auslastung der Räumlichkeiten und den damit verbundenen Schwierigkeiten.  

112 - Dies wurde möglich, weil zahlreiche, bisher anderweitig genutzte Räume im Gebäude Bundesalle (ehem. Joachimsthalsches Gymnasium) allmählich frei wurden, weil nach und nach die dort untergebrachten Einrichtungen: Verwaltung der Karajan-Stiftung, Arnold-Schönberg-Gesamtausgabe, Instrumentensammlung des Musikinstrumentenmuseums des Staatlichen Instituts für Musikforschung, Stadtbibliothek Berlin-Wilmersdorf andere Standorte fanden und das Gebäude, in dem schon zuvor etliche Unterrichtsräume der Fakultät Musik lagen, nun  komplett für die Hochschule zur Verfügung stand.

113 - Spezielles über das Instrument s.: https://www.udk-berlin.de/universitaet/fakultaet-musik/institute/institut-fuer-kirchenmusik/institut/instrumente/

114 - Fotos: Wolfgang Dinglinger


 

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