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„... alles kommt auf die Bildung

des Lehrers an“ - 

Der Weg vom Institut für Kirchenmusik zur Akademie

für Kirchen- und Schulmusik in der Weimarer Zeit 

Dietmar Schenk

 

Aus dem Institut für Kirchenmusik – der ältesten vom preußischen Staat getragenen, auf Initiative Carl Friedrich Zelters gegründeten musikalischen Ausbildungsstätte – gingen neben Organisten und Chordirigenten immer auch Gesangslehrer hervor. Die Aufgabe, Kirchenmusiker beider Konfessionen, der evangelischen(1) und der katholischen, auf ihren Beruf vorzubereiten, hatte der preußische Staat in seine Obhut genommen – und sorgte dabei für die Schulmusik gleich mit. Musikalisch begabte Volksschullehrer konnten „Eleven“ am Berliner Institut für Kirchenmusik werden, um danach zum Beispiel an „höheren Schulen“ als Gesangslehrer tätig zu sein. In dieser Tradition einer engen Verbundenheit von Kirche und Schule stehen noch die Reformen der Weimarer Republik – auch wenn das alte Bündnis von „Thron“ und „Altar“, nämlich die Verbindung von Staat und Kirche in Form des landesherrlichen Kirchenregiments, mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und dem Ende der Hohenzollern-Monarchie beendet war. 

Nach der Revolution vom November 1918, mit der das Deutsche Reich zur Republik wurde, stellte das Schulwesen einen Schwerpunkt der Bildungsreform dar, um die sich die preußische Regierung gerade auch auf dem Gebiet der Musik bemühte.(2) Es schien möglich, an den allgemeinbildenden Schulen, von den Volksschulen bis zu den Mittelschulen, Realschulen, Lyzeen und Gymnasien, die Belange der Kunst und die Interessen einer – demokratisch verstandenen – „Volksbildung“ zusammenzuführen. Der einfallslose Gesangsunterricht der obrigkeitsstaatlichen Volksschule wurde durch eine zeitgemäße, von der Reformpädagogik inspirierte Musikerziehung ersetzt. Ein wichtiger Schritt musste die Verbesserung der Ausbildungswege für künftige Lehrerinnen und Lehrer sein; „in den gegenwärtigen Musikerziehungsfragen [kommt] alles auf die Bildung des Lehrers an“, schreibt Leo Kestenberg, Referent für Musik im preußischen Kultusministerium.(3) An den Gymnasien sollten nun Studienräte für Musik tätig werden, die ihren Kollegen in den wissenschaftlichen Fächern gleichgestellt sind.

Die wichtigste Ausbildungsstätte, das Institut für Kirchenmusik in Berlin wurde genau hundert Jahre nach seiner Gründung, 1922, in Akademie für Kirchen- und Schulmusik umbenannt.

Die „überlieferte Verbindung der Kirchen- und Schulmusik“ blieb dabei erhalten – „in der sicheren Erwartung, daß daraus Gedeihen und Blühen wahrer Volksmusik erwachse“, wie der Historiker des Instituts, Max Schipke, im Jubiläumsjahr die in dessen Umkreis bestehenden Erwartungen zusammenfasst.(4)

Mit der Novemberrevolution von 1918  war die alte Verschränkung von Staat und Kirche hinfällig geworden, und die Sozialdemokratie, die führende Regierungspartei in Preußen, trat für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ein. Doch bewahrten die Kirchen einen Gutteil ihres Einflusses im Bildungswesen, zumal das Zentrum, die Partei des politischen Katholizismus, in Preußen mitregierte. In den Jahren der Weimarer Republik, und zwar bis 1932, bestand in Preußen eine Koalition aus SPD, dem Zentrum, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und zeitweilig auch der nationalliberalen DVP; Ministerpräsident war, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, der Sozialdemokrat Otto Braun.(5)

Aufgrund der Kompromisse, die in dieser parteipolitischen Konstellation geschlossen wurden, blieb die  Verbindung von Kirchen- und Schulmusik innerhalb der Ausbildung bestehen. Zu welchen Veränderungen es kam, wie dennoch die Tradition gewahrt wurde und warum durch die krisenhaften Zeitumstände viel Unsicherheit entstand, soll im Folgenden skizziert werden. 

Die Hundertjahrfeier 1922 –

Auftakt einer Reform 

Das Institut für Kirchenmusik stand nach der Novemberrevolution eine Zeit lang im Windschatten der Ereignisse. Zu Pfingsten 1922 beging es dann den hundertsten Jahrestag seiner Gründung. Das preußische Kultusministerium – aus dem Ministerium der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten wurde nun das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung – nutzte diesen Anlass, um eine inzwischen vorbereitete Reform 'von oben' zu verkünden. 

Vom 6. bis 8. Juni fanden in Charlottenburg, wo das Institut 1903 einen Neubau bezogen hatte, dreitägige Feierlichkeiten statt. Zahlreiche ehemalige Schüler waren aus ganz Preußen angereist. Nicht zuletzt durch den Akademischen Verein Organum (A. V. O.) standen sie untereinander und mit ihrer „Alma mater“ in enger Beziehung.(6) Der eigentliche Festakt fand in der Aula des Schulgebäudes in der Hardenbergstraße 36 statt.(7) Preußischer Kultusminister war damals Otto Boelitz, Mitglied der nationalliberalen, ja in Teilen nationalistischen Deutschen Volkspartei (DVP), der Partei Gustav Stresemanns. Der Minister gab die Namensänderung feierlich bekannt. 

„Akademisch“ war das Institut bisher schon dank seiner Zugehörigkeit zu den „Unterrichtsanstalten“, die der Berliner Akademie der Künste angeschlossen waren. Die neue Bezeichnung „Akademie“, so wenig sie der alten hinzufügte, passte zu den Reformbestrebungen. Sie stimmt nämlich mit derjenigen für die Ausbildungsstätten der Volksschullehrer überein: den Pädagogischen Akademien, die im Zuge der Bildungspolitik des liberalen, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) nahestehenden Staatssekretärs und Kultusministers Carl Heinrich Becker geschaffen wurden.(8) Die Studiendauer an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik verlängerte sich erheblich. Im 19. Jahrhundert hatte sie nur zwei Semester betragen; nun stieg sie von drei auf sechs bis acht Semester. 

Am Tag nach dem Festakt fand – nun für einen größeren Kreis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern – im Saal der Hochschule für Musik ein Festkonzert statt. Nach einem Orgelwerk Johann Sebastian Bachs kamen Kompositionen von ehemaligen Lehrern und Schülern des Instituts zu Gehör; vertreten waren Franz Commer, Eduard Grell, Karl Otto Reissiger, Otto Nicolai, August Haupt, Carl Friedrich Zelter, Arthur Egidy, Robert Radecke, Hermann Kretzschmar, Arnold Mendelssohn, Wilhelm Middelschulte und zum Schluss Carl Thiel. Außerdem stand Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm; er wurde als Schüler der Direktoren Zelter und August Wilhelm Bach berücksichtigt.(9) Direktor Kretzschmar war anwesend. Die Zeitschrift für Musik berichtet ehrerbietig: „Auf alle Anwesenden machte es einen tiefen Eindruck, als sich der Greis nur mühsam von seinem Sitze erheben konnte, um für die allseitige herzliche Ehrung zu danken“.(10) 

In die Schilderung des Jubiläums waren Spitzen gegen die „Volksregierung“, also die Weimarer Demokratie, eingebaut. Das Institut dagegen bezeichnete der Autor als „die wohl einzige Hochschule, die ihren rein deutschen Charakter bewahrt hat“(11) – was immer damit genau gemeint gewesen sein mag. Dass mit Blick auf die Zukunft eine gewisse Unruhe herrschte, wurde indirekt daran deutlich, dass das Mitteilungsblatt der ehemaligen Studierenden, Organum, im Vorfeld der Feiern von 1922 apodiktisch festhielt: „Das A.I.f.K.“ – also das akademische Institut für Kirchenmusik – „behält natürlich seine bisherige Form“. Für den Erhalt des Instituts finde man im Ministerium Unterstützung.(12) 

Leo Kestenberg, Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD), hatte andere Ansichten. Er war auf Vorschlag des radikal kirchenkritischen sozialistischen Ministers Adolph Hoffmann im Dezember 1918 als Mitarbeiter ins preußische Kultusministerium gelangt; Hoffmann trug maßgeblich dazu bei, dass die geistliche Schulaufsicht in Preußen abgeschafft wurde. In dem Manifest Musikerziehung und Musikpflege, das Kestenberg 1921 veröffentlichte, trat er für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ein. Sein Entwurf sieht vor, dass zum einen „Musikpädagogische Akademien“ gegründet werden, und zum anderen – und von diesen getrennt – „Akademien für Kirchenmusik“.(13) Die staatliche Finanzierung der letzteren wollte er beenden: „Für diese dem kirchlichen Kult dienenden Institute zu sorgen, sie zu erhalten und zu unterstützen, wird die Pflicht der Kirchengemeinde sein müssen.“ Denn „weite Kreise unseres Volkes“, so Kestenberg, würden „es ablehnen, für diese Zwecke staatliche Mittel zur Verfügung zu stellen.“(14) Mit dieser Position setzte er sich allerdings nicht durch. 

Unter den geschilderten Umständen war es folgerichtig, entsprach aber auch der behördlichen Hierarchie, dass beim Jubiläum 1922 nicht Kestenberg, sondern seine Vorgesetzten, Minister Boelitz und Ministerialdirektor Wilhelm Nentwig die geplanten Veränderungen persönlich verkündeten. Selbst die Älteren unter den versammelten Absolventen und Freunden des Instituts standen den Plänen, wie sie ihnen von dieser Seite präsentiert wurden, nicht ablehnend gegenüber. Vielmehr fühlten sie sich, so Otto Richter, Kreuzkantor in Dresden und ehemaliger Schüler am Institut, durch sie „erhoben“.(15) Die bevorstehenden Maßnahmen setzten, so fasste man sie auf, das Kretzschmar'sche Reformwerk fort. Der Präses des Akademischen Vereins „Organum“, Hans Sonderburg aus Kiel, begrüßte es ausdrücklich, dass im Giebel des Schulgebäudes nun als Zweckbestimmung nicht mehr „Der Kirche“, sondern „Dem Volke und seiner Schule“ stand. Es sei „das weite Land einer künstlerisch gehobenen volkstümlichen Musikpflege lebendig [zu] machen“.(16) 

Die fortbestehende Bedeutung der Kirchenmusik, die nicht vernachlässigt werden sollte, wurde übrigens im folgenden Jahr, 1923, durch einen Kongress in Berlin unterstrichen.(17)

Ein Pfeiler der Kontinuität

 

Schon 1919 hatte Kestenberg den Auftrag erhalten, Hermann Kretzschmar (1848–1924) in seiner Villa am Schlachtensee zu besuchen, um ihn mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass er seine Ämter als Direktor der Hochschule für Musik und des Instituts für Kirchenmusik verlieren werde – was gewiss kein leichter Gang war. Kretzschmar sollte nicht etwa entlassen werden; in der Weimarer Republik war jedoch die Altersgrenze von 65 Jahren für Beamte eingeführt worden, und sie hatte er längst überschritten. Die Idee der „Volksmusikschule“, die Kestenberg im persönlichen Gespräch erläuterte, habe Kretzschmar in seiner retrospektiven, historisierenden Denkweise mit der Kurrende des 16. Jahrhunderts in Verbindung gebracht, berichtete Kestenberg später in seiner Autobiografie.(18) In einem Brief drückte er sich unfreundlicher aus; dort nennt er Kretzschmar, so wie er ihn 1919 antraf, „senil“.(19)

In der Tat trat Kretzschmar nach der Jubiläumsfeier zurück; ihm folgte sein bisheriger Stellvertreter Carl Thiel (1862–1939), der soeben die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau empfangen hatte. Damit wurde nicht gleich alles anders; mit Thiel kam Kretzschmars wichtigster Weggefährte zum Zuge.(20) Der Kretzschmar-Schüler Georg Schünemann, stellvertretender Direktor der Hochschule für Musik, unterstützte überdies Thiel und bildete in gewisser Weise die Brücke zu Kestenberg, mit dem er eng zusammenarbeitete. Schünemann wurde Thiels „wichtigster Helfer“;(21) zugleich arbeitete er mit  Kestenberg bei der Ausarbeitung der Erlasse zur Reform des Musikunterrichts, die 1922 mit einer neuen Prüfungsordnung für angehende Lehrerinnen und Lehrer an höheren Schulen einsetzten, eng zusammen.(22) 

Kretzschmar hatte die Reformideen, die ihn leiteten, in der Festschrift zum Jubiläum noch einmal formuliert: „der Niedergang der Volksmusik [steht] mit dem Schulgesange in Zusammenhang.“ Eine grundlegende Reform tat also auch aus seiner Sicht Not: „Möchte es gelingen, alle vor dem Weltkrieg gefaßten Ideen zur künstlerischen Förderung des Instituts zu verwirklichen.“ Dann könne es „ein Kleinod und ein Hort preußischer Musikbildung“ sein.(23) 

Thiel war nicht nur lange Jahre über Kretzschmars Mitarbeiter gewesen, sondern ganz und gar ein Kind des Instituts.(124) Nach dem Besuch der Volksschule hatte er im schlesischen Klein-Oels mit dem Berufsziel Volksschullehrer eine Präparande besucht und wurde danach in einem Lehrerseminar ausgebildet; der Besuch einer „höheren Schule“ gehörte nicht zu den Voraussetzungen, um Volksschullehrer werden zu können. Musikalisch begabt, kam Thiel aus der Berufstätigkeit als Lehrer heraus zur weiteren Qualifikation ans Institut für Kirchenmusik nach Berlin. Doch anstatt nach Absolvierung des zweisemestrigen Kurses wie manche Mitschüler als Dozent an einem Lehrerseminar den Kreislauf im Umfeld der Volksschule zu schließen, konnte er am Institut bleiben. Als Katholik übernahm er das Fachgebiet Gregorianischer Choral, das erst wenige Jahre zuvor eingerichtet worden war. Später erteilte er auch Unterricht im Orgelspiel und in der Musikgeschichte. Thiel baute einen vorzüglichen Madrigalchor auf, der im Berliner Musikleben hoch angesehen war.  

Im Jahr 1907 übernahm Kretzschmar, seit kurzem Ordinarius für Musikwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, die Leitung des Instituts.(24) Mit seiner Berufung an die Universität hatte sich die preußische Regierung gegen bloße Gelehrsamkeit und für eine Persönlichkeit entschieden, die mitten im Musikleben stand und auf dieses einwirkte. Dass dem ehemaligen Leipziger und Rostocker Universitätsmusikdirektor, Verfasser eines einflussreichen Führers durch die Konzertsäle (erschienen 1887-1890), die Leitung des Instituts für Kirchenmusik übertragen wurde, kam einem Bekenntnis der preußischen Politik für dessen Reformanliegen gleich. Aus einem Kantoren-Haushalt stammend, hatte Kretzschmar den Zustand des Gesangsunterrichts an den Schulen schon seit den 1880er Jahren kritisiert. Seine Schrift Musikalische Zeitfragen (1903) war weit verbreitet. 1910 konnte als Ergebnis von Kretzschmars Reformbemühungen eine Prüfungsordung für Gesangslehrer und ein Lehrplan für den Unterricht eingeführt werden. Carl Thiel hatte an der Ausarbeitung, wie Georg Schünemann bezeugt, „entscheidenden Anteil“.(25) Das Institut befestigte mit Kretzschmar seine Stellung im preußischen Bildungswesen – und es war schon in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr ganz das „Orgelinstitut“ der Ära von August Haupt. 

Kretzschmar war allerdings bereits ein älterer, viel beschäftigter Herr, als er 1904 nach Berlin kam. Er bekleidete eine Fülle von Ämtern, denen allen er sich nicht mit gleicher Intensität widmen konnte. Am Institut für Kirchenmusik scheint er sich von Anfang an rar gemacht zu haben. In den Akten finden sich seine Schriftzüge selten – ebenso wie übrigens an der Hochschule, deren Direktion er 1909 auch noch übernahm.(26) Carl Thiel führte seit langem die Geschäfte der Hochschule, so dass die preußische Regierung bei der Regelung von Kretzschmars Nachfolge nicht an ihm vorbeikam.

In Verbindung mit der Bereitschaft zum Wandel gab es auch nach dem Jubiläum manche Gelegenheit, die Tradition hochzuhalten. Ein willkommener Anlass war 1925 zum Beispiel der Besuch des aus Illinois angereisten Organisten Wilhelm Middelschulte, einer aus dem Institut hervorgegangenen Koriphäe des Orgelspiels; Ferruccio Busoni hat ihm als „'Gotiker' von Chicago“ ein literarisches Denkmal gesetzt.(27) Mit dem Domorganisten Walter Fischer, auch er ein Absolvent des Instituts, gab Middelschulte während eines Deutschland-Aufenthalts 1925 ein Konzert (Abb.

2).

In der Folgezeit fanden mehrere Festivitäten zu runden Geburtstagen führender Lehrer statt, etwa des Gesangsmethodikers Georg Rolle (1929). Im Krisenjahr 1932 stand zudem Carl Friedrich Zelter, gemeinsam mit Goethe, seinem Freund, auf dem Erinnerungskalender.(28) Der Plan, ein Denkmal für Robert Radecke zu schaffen, den Vorgänger Kretzschmars als Direktor, wurde zielstrebig verfolgt. 

1927 – im Jahr, in dem Carl Thiel verabschiedet wurde – feierte man den hundertsten Jahrestag des Todes von Pestalozzi (Abb. 3).

Zugleich diskutierte man in Kreisen der Akademie weiterhin über die Aktualität der Kretzschmar'schen Reformideen, und Thiel sollte noch in den 1930er Jahren, als er die Kirchenmusikschule in Regensburg leitete, auf eine Wiederbelebung dieses Geistes hoffen.(29) 

 

Die Gründung der „pädagogischen Abteilung“ und der Jugendmusikschule Charlottenburg

 

Nach der Jubiläumsfeier von 1922 begann die preußische Regierung unverzüglich mit dem Ausbau des Schwerpunkts Schulmusik. Zwei wichtige Personalentscheidungen lagen zugrunde: Aus Altona beziehungsweise Hamburg wurden Heinrich Martens und Fritz Jöde berufen. Kestenberg hatte beider Wirkungsstätte gemeinsam mit Thiel in einer Art von Visitation aufgesucht, um persönliche Eindrücke zu gewinnen.(30) Das Ministerium folgte Kestenbergs Vorschlägen. Martens und Jöde erhielten rare Beamtenstellen; Jöde wurde zum 1. April 1923 berufen, Martens folgte 1924 als Nachfolger von Georg Rolle.  

Heinrich Martens (1876–1964) hatte wie Thiel das Institut für Kirchenmusik selbst besucht.(31) In der anschließenden Tätigkeit als Lehrer gelang es ihm, einen besonders guten Schulchor aufzubauen. Mit der Jugendbewegung war er in Berührung gekommen und teilte manche ihrer Ideale. Die „pädagogische Abteilung“, die er einrichtete, diente der Vorbereitung auf den Dienst an höheren Schulen durch musikpraktische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Alters, die im fortgeschrittenen Stadium der Ausbildung auf dem Lehrplan stand.(32) Höhepunkt der von Martens geleisteten Chorarbeit an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik war die Uraufführung der Schuloper Der Jasager von Kurt Weill und Bert Brecht (Abb. 4).(33) 

Martens beginnt seinen Bericht über den Aufbau der „pädagogischen Abteilungen“ an der Akademie mit einem Rückblick auf die eigene Studienzeit. Die für den Musiklehrer wichtigen Fächer des Solo- und Chorgesangs, der Schulgesangmethodik und der Musikgeschichte standen damals noch am Rande der Ausbildung. Das sympathische Porträt seines Lehrers Theodor Krause, der dies ganze Gebiet in der Art eines Gesamtunterrichts abdeckte, resümiert er mit den Worten: „Krause gab manchem viel, aber jedem etwas.“ Ein Detail ist aufschlussreich. Martens zitiert seinen Lehrer mit der resignativen Aussage, die ihm nach einem kleinen pädagogischen Missgeschick herausrutschte: „Die Kinder mögen uns nicht, wir haben ein zu strenges Gesicht.“(34) Dieser Satz vermag zu veranschaulichen, was durch die „pädagogische Bewegung“ (Herman Nohl) der folgenden Jahre wohl bleibend erreicht worden ist: Die Lehrerinnen und Lehrer lernten es, in der Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen freundlicher zu sein. Martens würdigt in knappen Worten Krauses Nachfolger Rolle, der sich mit seiner Gesangsmethodik im Zuge der Kretzschmarschen Reform auf die Anforderungen, die den Musiklehrern an höheren Schulen gestellt waren, einstellte, und der deshalb nicht nur die Aufgaben des „Volksschulgesangs“ im Blick hatte. 

Martens selbst ging jedoch mit einem umfassenderen Verständnis von Musik und Pädagogik über den Ansatz seines Vorgängers hinaus. Den jetzt erfolgten Aufbau bezog er auf die „Schulreform“ im Sinne Kestenbergs, die – so formuliert er treffend und zurecht – „[f]ast automatisch […] in die Reform der Akademie hinüber[greift]“.(35) Die 1928 eingeführte Verpflichtung für angehende Schulmusiker, ein wissenschaftliches Zweitfach hinzuzunehmen, sah Martens im Einklang mit Kestenberg, kritisch. Der „Künstlerpädagoge“, den Martens ausbilden wollte, ist ganz entschieden ein Praktiker. Er beschwört „den alten Kantorengeist im jungen Lehrernachwuchs“, der die Akademie zu den „ursprünglichen Aufgaben“ des Instituts für Kirchenmusik zurückzuführen vermag.(36)        

Während mit Martens ein musikpädagogischer Fachmann an die Akademie berufen wurde, muss Fritz Jöde (1887–1970) demgegenüber, gemessen an einer üblichen Laufbahn, als Außenseiter bezeichnet werden.(37) Mit seiner Berufung demonstrierte das preußische Kultusministerium, dass es eine im Musikleben profilierte Persönlichkeit an die staatlichen Einrichtungen der „Musikpflege“ binden wollte – zum damaligen Zeitpunkt war Jöde bereits ein exponierter und weithin bekannter Vertreter der Jugendmusikbewegung. Hatte den Zupfgeigenhansl, das bekannte Liederbuch der Wandervögel, noch ein Medizinstudent, Hans Breuer, herausgegeben, so war Jöde, der zahlreiche Lieder edierte, ein Volksschullehrer. Er kam aus dem hanseatisch-liberalen Hamburg und war 1920/21 am revolutionär gesinnten Schulversuch des „Wendekreises“ beteiligt. Als Herausgeber des Bandes „Musikalische Jugendbewegung“ und der Zeitschrift „Laute“, später „Die Musikantengilde“,(38) war er – in den Worten der damaligen Zeit – zu einem „Führer“ geworden. 

Seine tendenziell schulkritische Ablehnung aller formellen Organisation führte dazu, dass er für seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einen eigenen Rahmen schuf, die Jugendmusikschule Charlottenburg. In einem Heft, das als Werbe- und Programmschrift diente,(39) beschreibt er sie als einen Ort, der von den Jugendlichen gern besucht und der für sie zu einem eigenen Lebensraum werden kann; wenn alles gut läuft, entsteht ein „Magnetismus der Schule“, der auf die Kinder Einfluss nimmt.(40) Die Idylle, die Jöde entwirft, mag als Idealvorstellung berechtigte Maßstäbe für den Lernort Schule setzen; die Suggestion, ihnen vollkommen gerecht zu werden, die durch die harmonisierende Tendenz des Traktats entststeht, ist allerdings problematisch. Man gewinnt den Eindruck, in Jödes Darstellung nur Gutes und Schönes zu lesen; anhand der Akten der Akademie für Kirchen- und Schulmusik wird man dann auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und erfährt zum Beispiel vom Ärger um ein gestohlenes Fahrrad.(41) 

Jödes Unterrichtskonzept wurde im Laufe der Weimarer Zeit noch weiter institutionalisiert: Am 22. Juni 1930 eröffnete in Verbindung mit einem Sommerfest das Seminar für Volks- und Jugendmusikpflege (Abb. 5). 

„Relative Stabilisierung“  

 

Trotz der begonnenen Reformen stand bei Thiels altersbedingten Ausscheiden der Fortbestand der Akademie auf der Kippe. In einem Brief an Georg Schünemann vom Februar 1927 spekuliert Kestenberg über eine Zusammenlegung mit der Hochschule für Musik, die er gutzuheißen scheint;(43) Kestenberg besaß keinen Respekt vor der gewachsenen Verbindung von Kirchen- und Schulmusik, die an der Akademie fortlebte. Die Äußerungen des Musikreferenten im persönlichen Austausch stehen nicht  isoliert da. Im Lehrerkollegium der Akademie kam Unruhe auf, weil einige Zeitungen von einer geplanten Auflösung der Akademie berichteten.(44) Unter den gegebenen politischen Verhältnissen behauptete diese jedoch ihre Selbständigkeit; mit der Ernennung eines Nachfolgers konsolidierte sich die Lage erst einmal.  

Leo Kestenberg schlug dem Kultusminister, nun Carl Heinrich Becker, eigenen Angaben zufolge, Hans Joachim Moser (1889–1967) als Nachfolger Thiels vor.(45) Als Sohn von Andreas Moser, Professor für Violine an der Hochschule für Musik und rechte Hand des Hochschuldirektors und „Geigerkönigs“ Joseph Joachim, wuchs er in einem Elternhaus auf, das ihm vielseitige Anregungen bot. Gewiss erlebte er auch die Enttäuschungen seines Vaters mit, der sich durch die – von Kestenberg angestoßenen – weitgreifenden Reformen an der Hochschule in den frühen 1920er Jahren wohl an den Rand gedrückt fühlte. Moser studierte Musikwissenschaft, auch in Berlin, ohne übrigens von Kretzschmar besonders beeindruckt worden zu sein.(46)  

Manche Eigenschaften qualifizierten Moser für sein Amt an der Akademie: Er war nicht nur ein ausgewiesener Wissenschaftler, sondern auch ein guter Sänger und ein überbordend produktiver, wenn auch häufig oberflächlicher Publizist. Mit der Jugendmusikbewegung, der er „gefühlsmäßig und mit dem Herzen“ nahestand,(47) teilte er die Liebe zur Alten Musik. Die Akademie für Kirchen- und Schulmusik veranstaltete 1930 unter Mosers Ägide ein großes Fest zur Wiederbelebung der Kompositionen von Heinrich Schütz; „der herbe, feierlich-ernste Stil der Schützschen Musik“ war zeitgemäß (Abb. 6).

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Direktor Moser ließ sich aber auch, so die Zeitschrift für Schulmusik, als „feinsinnige[r] Interpret“ des gesamten Zyklus von Brahms' Die schöne Magellone hören.(48) Moser hielt Vorlesungen zur „Kulturkunde der Musik“ auch an der Berliner Universität; ihr Markenzeichen war, dass in ihnen die besprochenen musikalischen Werke im Sinne von Demonstra-tionen „live“ aufgeführt wurden. Sein auktorialer Leitungsstil führte zu Differenzen mit Heinrich Martens.(49) 

Aber konnte Moser eigentlich Kestenbergs Wunschkandidat sein? Aus politischen Gründen eigentlich nicht. Im Auftrag des Ministers führte Kestenberg mit dem Kandidaten persönliche Verhandlungen und begab sich deshalb nach Heidelberg, wo dieser seit kurzem eine Professur für Musikwissenschaft innehatte. Moser war gern bereit, in seine Heimatstadt zurückzukehren, zumal ihn in Berlin nicht nur das Direktorat der Akademie für Kirchen- und Schulmusik erwartete, sondern auch eine Honorarprofessur an der Universität und die Leitung des künstlerischen Prüfungsamtes.(50) Was zu befürchten war, trat allerdings ein: Dem Ministerium gegenüber verhielt sich Moser wenig loyal. Kestenberg erwähnt in einem seiner Briefe, dass Moser mit seiner Unterschrift unter ein Volksbegehren „gegen die 'Linke'“ in der SPD-Fraktion des Preußischen Landtags „helle Empörung“ hervorgerufen hatte.(51) 1931 übernahm er sogar als Nachfolger des mit ihm befreundeten Karl Krebs, eines prominenten Gegners von Kestenbergs Musikpolitik, das Musikreferat der Zeitung „Der Tag“. Der Nachfolger Carl Heinrich Beckers, Kultusminister Adolf Grimme, ein Sozialdemokrat, war auf Moser nicht gut zu sprechen.   

Moser gelang es freilich, die Akademie nach außen hin sichtbar zu machen. Er begründete ein inhaltsreiches Jahrbuch, in dem die Vielfalt der geleisteten Arbeit dargestellt war; zu den Autoren gehören unter anderen Heinrich Martens, Fritz Jöde, Erwin Bodky, Justus Hermann Wetzel, Else C. Kraus, die über Arnold Schönbergs Klaviermusik schrieb,(52) und Susanne Trautwein. Diese früh verstorbene Musikpädagogin sei hervorgehoben: Sie notierte interessante Beobachtungen über den emotionalen Umgang von Kindern mit musikalischen Eindrücken, wobei sie „Querverbindungen“ zum Zeichnen herstellte.(53) Im Jahr 1928 rief Moser zusammen mit Richard Münnich und Trautwein die Zeitschrift für Schulmusik ins Leben. Mit dem 1929 eröffneten Musikheim Frankfurt/Oder, das Fortbildungskurse vor allem für Volksschullehrer auf der Grundlage des „Heimgedankens“ und im Geist der Jugendmusikbewegung durchführte, bestand ein enger Zusammenhang.(54) 

Es fehlt an dieser Stelle der Platz, alle Lehrkräfte zu würdigen, die damals an der Akademie wirkten – viele von ihnen übrigens nebenamtlich; im Preußen der Weimarer Republik wurden Künstler aus grundsätzlichen Erwägungen heraus meist nicht in unbefristete Beschäftigungsverhältnisse übernommen. Auf dem Gebiet von Komposition und Theorie kamen Persönlichkeiten zur Geltung, die an der moderner ausgerichteten Hochschule für Musik nicht zum Zuge kamen, etwa Waldemar von Baußnern und Wilhelm Klatte. Moser förderte den jungen Hans Chemin-Petit. Als Organisten waren Fritz Heitmann, Alfred Sittard, Wolfgang Reimann und der Katholik Joseph Ahrens tätig. Als Gesangspädagogin wirkte Franziska Martienssen. Als Spezialist für die Geschichte der Musikinstrumente versah Curt Sachs einen Lehrauftrag. Die Rhythmische Gymnastik vertraten Charlotte Pfeffer und Maria Adama zu Scheltema.(55)

 

Weimars Ende – und danach

 

Das ehemalige Institut für Kirchenmusik wuchs im Laufe der 1920er Jahre um das Dreifache – und platzte sozusagen aus allen Nähten. Während vor dem Ersten Weltkrieg ungefähr dreißig Studierende und ein Dutzend Hospitanten eingeschrieben waren, stieg die Zahl bis zur Mitte der 1920er Jahre auf fast 140.(56) Durch die Mitnutzung von Schloss Charlottenburg, das nach dem Ende der Monarchie verfügbar geworden war, konnte der Andrang von Studierenden räumlich bewältigt werden. Ein Neubau in unmittelbarer Nähe war geplant; Heinrich Tessenow, Professor an der Technischen Hochschule und als Architekt von Schulbauten gefragt, erarbeitete einen Vorentwurf. 

Nach dem „schwarzen Freitag“ im Herbst 1929 erlebte das Deutsche Reich jedoch einen Zusammenbruch der Wirtschaft, auf den eine schwere Krise der Staatsfinanzen folgte. Es mussten rigide Sparmaßnahme ergriffen werden; im Kulturleben regierte der „Abbau“. Die Neubauplanungen wurden abgebrochen.(57) Und der Bedarf an Absolventen für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen sei „auf Jahre“ gedeckt, ließ das preußische Kultusministerium 1932 verlauten; es solle davon abgesehen werden, Studierende mit dem Berufsziel Musiklehrerin oder Musiklehrer überhaupt noch aufzunehmen.(58) Das war eine entmutigende, bittere Nachricht auch für alle, die mitten im Studium standen und im Zuge der Expansion der Akademie für Kirchen- und Schulmusik ihren Weg in den Beruf des Lehrers hoffnungsvoll begonnen hatten; ja, der gesamte Reformansatz von 1922 war nur zehn Jahre später obsolet.  

In dieser trostlosen Lage stellte die – als Rechnungshof fungierende – preußische Oberrechnungskammer die Selbständigkeit der Akademie in Frage. Eine zweite musikbezogene Ausbildungsstätte neben der Hochschule für Musik erübrige sich, argumentierten die Rechnungsprüfer. Kestenberg hatte 1921 noch ein Zusammenspiel von drei Schultypen musikalischer Ausbildung ins Auge gefasst: Konservatorium, musikpädagogische Akademie und Akademie für Kirchenmusik – vom Musikgymnasium ganz zu schweigen. Nun schien nur noch Platz für eine Hochschule zu sein.

Direktor Hans Joachim Moser reagierte mit einer Denkschrift; er streute sie offenbar breit, denn sie liegt in gedruckter Form vor.(59) In ihr begründet er die Sonderstellung der von ihm geleiteten Akademie, erwähnt aber auch die „Arbeitsgemeinschaft“, die mit der Hochschule für Musik bereits bestand und mit der sich beide Einrichtungen gegenseitig aushalfen und ergänzten. Zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ vom 30. Januar 1933 hatte sich noch nichts entschieden. Als der Musikwissenschaftler und Nationalsozialist Fritz Stein im April das Amt des Direktors der Hochschule für Musik übernahm, begrüßte Moser ihn als Partner. Wenig später aber traf ein kühler Brief Steins ein, mit dem er – ausgestattet mit einer entsprechenden ministeriellen Weisung – die Amtsgeschäfte vertretungsweise Heinrich Martens übergab.(60) Moser hatte sein Amt verloren. Es entstand eine Personalunion, die der erste Schritt zur Zusammenlegung beider Ausbildungsstätten hätte sein können. Die Akademie bestand schließlich aber fort, seit 1935 mit dem Namen einer Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik; ihr Leiter war Eugen Bieder, ein Lehrer aus Berlin-Lichterfelde mit NSDAP-Parteibuch. 

Fassen wir zusammen: Unmittelbar nach der Jahrhundertwende, 1903, hatte das Institut für Kirchenmusik sein markantes Gebäude an der Hardenbergstraße erhalten – ein Solitär, ganz in der Nähe, aber doch mit gebührendem Abstand und einige Hausnummern entfernt vom vielgliedrigen, großzügigen Gebäudekomplex für die Kunst- und die Musikhochschule an der Hardenbergstraße, Ecke Fasanenstraße. Im Vergleich mit den Hochschulen wirkte der kleine neoromanische Bau an der noch nicht geschlossen bebauten Straßenfront bescheiden, symbolisierte aber auch die Eigenart der Kirchenmusik (Abb. 7).

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Die baulich gerade erst befestigte Identität des Instituts blieb in der Weimarer Republik letztlich unangetastet, war in der Unruhe und im Wandel der Zeit aber nicht mehr ganz gesichert. 

Direktor Moser benutzte für die Akademie das Kürzel „StafKuS“ – ein Akronym für Staatliche Akademie für Kirchen- und Schulmusik.(61) Bei dieser Buchstabenfolge handelt es sich um eine Chiffre, die an andere Abkürzungen der zwanziger Jahre wie Bewag (für die Berliner Elektrizitätswerke AG) oder Tobis (für das Ton- und Bild-Syndikat) erinnert. Doch als modernes Konstrukt passte diese Abkürzung nicht recht zur Eigenart des Instituts. Nach 1945 kam es unter das Dach der Hochschule für Musik und besaß nun eher wieder die Dimension der 1903 errichteten „Burg“. Die Schulmusik, nun endgültig emanzipiert, ging fortan eigene Wege.

Abbildungen 

 

Abb. 1   Neubau des Instituts für Kirchenmusik in Charlottenburg, Hardenbergstraße, 1903

Abb. 2   Festkonzert des Akademischen Vereins Organum im Berliner Dom (unter Beteiligung von 

              Wilhelm Middelschulte, Chicago). Programmblatt, 3. Juni 1925 

Abb. 3   Konzert und Vortrag Zum Gedächtnis Pestalozzis.  Programmblatt, 17. Februar 1927

Abb. 4   Uraufführung der Schuloper „Der Jasager“ von Brecht-Weill. Programmheft, 23. Juni 1930

Abb. 5   Sommerfest zur Eröffnung des Seminars für Volks- und Jugendmusikpflege. Programmblatt, 22. Juni 1930

Abb. 6   Heinrich Schütz Fest Berlin 1930. Programmbuch, 15./16. November 1930

Abb. 7   Der Gebäudekomplex der Hochschulen für die bildenden Künste und für Musik in Charlottenburg,      

              Hardenbergstraße, 1903 (links im Hintergrund: das Institut für Kirchenmusik)   

Endnoten

1 - Es sei erwähnt, dass in den altpreußischen Provinzen, die vor 1866 zum preußischen Staat gehörten, die lutherischen und reformierten Gemeinden „uniert“ waren. Sie bildeten die Evangelische Landeskirche der älteren Provinzen Preußens (ab 1922 Evangelische Kirche der altpreußischen Union). Die Union hatte König Friedrich Wilhelm III. 1817 geschaffen.

2 - Vgl. etwa Heide Hammel: Die Schulmusik in der Weimarer Republik. Politische und gesellschaftliche Aspekte der Reformdiskussion in den 20er Jahren. Stuttgart 1990. Zu Kestenberg siehe u.a. Leo Kestenberg. Musikpädagoge und Musikpolitiker in Berlin, Prag und Tel Aviv, hrsg. v. Susanne Fontaine, Ulrich Mahlert, Dietmar Schenk und Theda Weber-Lucks. Freiburg i. Br. 2008.

3 - Leo Kestenberg: Geleitwort zur Musikpädagogischen Bibliothek (1928/29), in: ders.: Aufsätze und vermischte Schriften.

Texte aus der Berliner Zeit (1900–1932) (Gesammelte Schriften, Band 2.1). Freiburg i.Br. 2012, S. 294–305, hier: S. 299.

4 - Max Schipke: Das Akademische Institut für Kirchenmusik in Berlin-Charlottenburg. Zu seiner Jahrhundertfeier, in: Die Kirchenmusik 3. Jg., Nr. 30 (Juni 1922), S. 485 – 493, hier: S. 493. – Vgl. die aus dem Anlass des Jahrestags erschienene Schrift, die das damals zurückliegende Jahrhundert zurückgeschaut. Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des staatlichen Akademischen Instituts für Kirchenmusik, hrsg. v. dems. Berlin 1922.

5 - Vgl. Hagen Schulze: Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung. Eine Biographie. Frankfurt/M. 1977, und Otto Braun. Ein preußischer Demokrat, hrsg. v. Manfred Görtemaker. Berlin 2014.

6 - Die Feierlichkeiten wurden in Organum. Monatsschrift des Akademischen Vereins Organum über Monate hinweg ausführlich behandelt (UdK-Archiv 2 a – 5)

7 - Heute: Hardenbergstraße 41.

8 - Vgl. Carl Heinrich Becker: Die Pädagogische Akademie im Aufbau unseres nationalen Bildungswesens. Leipzig 1926. – Zu Becker siehe Béatrice Bonniot: Homme de culture et républicain de raison. Carl Heinrich becker, serviteur de l'Ètat sous la République de Weimar. Frankfurt/M. 2012.

9 - Festkonzert zur Feier des hundertjährigen Bestehens des akademischen Instituts für Kirchenmusik. 7. 6. 1922, im großen Saal

der Hochschule für Musik, Programmblatt (ebd.).

10 - T. Niechciol: Die Feier des hundertjährigen Bestehens der „Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin,

in: Zeitschrift für Musik 89 (1922), S. 300–302, hier: S. 302

11 - Ebd., S. 301. Der Autor war ein Mitglied des Akademischen Vereins „Organum“ und taucht auch in deren Vereinsblatt öfters mit Beiträgen auf.

12 - Organum 22. Jg., Nr. 2 (Februar 1922), S. 5 (UdK-Archiv 2 a – 5).

13 - Leo Kestenberg: Musikerziehung und Musikpflege (1921), in: ders.: Die Hauptschriften (Gesammelte Schriften, Band 1). Freiburg i.Br. 2009, S. 20–146, hier: S. 85–91.

14 - Ebd., S. 91.

15 - Organum 22. Jg., Nr. 6/7 (Juni/Juli 1922), S. 25.

16 - Ebd., S. 21.

17 - Zu großen Aufgaben und Zielen! Vorträge gehalten auf dem I. Allgemeinen deutschen Kongreß für Kirchenmusik in BerlinOstern 1923. Langensalza 1923.

18 - Leo Kestenberg: Bewegte Zeiten. Musisch-musikantische Erinnerungen (1961), in: ders.: Die Hauptschriften (Gesammelte Schriften, Band 1), Freiburg i.Br. 2009, S. 204–393, hier: S. 283.

19 - Ders.: Briefwechsel. Zweiter Teil, hrsg. v. Dietmar Schenk (Gesammelte Schriften, Band 3.2),. Freiburg i.Br. 2012, S. 411 (Brief an den Doktoranden Gerhard Braun vom 28. 5. 1950).

20 - Zu Carl Thiel vgl. stets die panegyrische, aber ausführliche und detailreiche Biografie seines Schülers Clemens August Preising: Carl Thiel. Ein Leben für die Musikkultur des deutschen Volkes. Regensburg 1951.

21 - Ebd., S. 88. – Siehe auch Schünemanns ausgesprochen freundliche Würdigungen Thiels in: Die Musikpflege 8Jg. (1937/38), Heft 4, S. 145–147 und 10. Jg. (1939/40), Heft 7, S. 247–249.

22 - Zur engen Zusammenarbeit siehe die zahlreichen Briefe, die Kestenberg an Schünemann richtete: Leo Kestenberg: Briefwechsel. Erster Teil, hrsg. v. Dietmar Schenk (Gesammelte Schriften, Band 3.1). Freiburg i. Br. 2010, S. 9–297. Siehe auch Dietmar Schenk: „Und doch ist das Wesentliche der jenseits des Alltags stehende Gedanke“. Leo Kestenberg in seinen Briefen an Georg Schünemann, in: Leo Kestenberg. Musikpädagoge und Musikpolitiker in BerlinPrag und Tel Aviv, hrsg. v. Susanne Fontaine, Ulrich Mahlert, Dietmar Schenk und Theda Weber-Lucks. Freiburg i. Br. 2008, S. 145–157.

23 - Max Schipke: Geschichte des Akademischen Instituts für Kirchenmusik in Berlin, S. 5–40.

24 - Zu Kretzschmar vgl. Hermann Kretzschmar. Konferenzbericht Olbernhaus 1998, hrsg. v. Helmut Loos und Rainer Cadenbach. Chemnitz 1998; Martin Pfeffer: Hermann Kretzschmar und die Musikpädagogik zwischen 1890 und 1915. Mainz 1992; Heinz-Dieter Sommer: Praxisorientierte Musikwissenschaft. Studien zu Leben und Werk Hermann Kretzschmars. München, Salzburg 1985.

25 - Cl. A. Preising (wie Anm. 20), S. 87

26 - Vgl. Dietmar Schenk: Die Hochschule für Musik zu Berlin. Preußens Konservatorium zwischen romantischem Klassizismus

und Neuer Musik, 1869–1932/33. Stuttgart 2004, S. 58 – 73 (Kapitel „Kompromisse und Verzögerungen der spätwilhelminischen Zeit“).

27 - Ferruccio Busoni: Die 'Gotiker' von Chicago, Illinois, in: ders.: Von der Einheit der Musik. Verstreute Aufzeichnungen (1922). Wilhelmshaven 2006, S. 49f.

28 - Die Feiern lassen sich anhand der Zeitschrift Organum (UdK-Archiv 2 a – 5) nachvollziehen. – Zum Zelter-Jubiläum vgl. etwa Die Goethe-Zelter-Feiern in Berlin, in: Musikpflege 3. Jg. (1932/33), S. 198f. Ein Erlaß des Kultusministers Adolf Grimme (SPD) vom 7. Mai 1932 regte ein Gedenken in allen Schulen an. Im Auftrag des preußischen Kultusministeriums entstand die Schrift von Georg Schünemann: Carl Friedrich Zelter, der Begründer der Preußischen Musikpflege. Berlin 1932.

29 - Cl. A. Preising (wie Anm. 20), S. 166.

30 - L. Kestenberg: Bewegte Zeiten (wie Anm. 18), S. 84f.

31 - Zu Martens siehe Ursula Eckart-Bäcker: Schulmusikreform zwischen Anpassung und Fortschritt. Heinrich Martens, Richard Münnich und Karl Rehberg (Bedeutende Musikpädagogen, Band 4). Wolfenbüttel 1996, S. 13–68. – Vgl. auch resümierend und aus der Rückschau Karl Rehberg: Bildung und Ausbildung der Schulmusiker an der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik, in: Hans Chemin-Petit. Betrachtung einer Lebensleistung, hrsg. v. Marianne Buder und Dorette Gonschorek. Berlin 1977, S. 77–88.

32 - Vgl. den Unterrichtsplan im Jahrbuch der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik, 1. Jg. (1927/28), S. 79–85.

33 - Vgl. das Programmheft Neue Musik und Schule. Uraufführung der Schuloper „Der Jasager“ von Brecht – Weill / Chöre

und Liedsätze aus dem Staatlichen Liederbuch für die Jugend im Zentralinstitut für Erziehung und Unterrricht Berlin (UdK-Archiv 2 – D 50). – Siehe auch die Akte „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“ im Bestand der akademischen Hochschule für Musik, UdK-Archiv 1 – 331, sowie zu den Kontexten der Aufführung Albrecht Dümling: Laßt euch nicht verführen. Brecht und die Musik. München 1985, S. 265f.

34 - Heinrich Martens: Entwicklung und Aufbau der pädagogischen Abteilugen der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin, in: Jahresbericht der Akademie für Kirchen- und Schulmusik 1928/29, S. 21–32. – Siehe auch Theodor Krause: Über Musik und Musiker. Drei Reden. I. Auf Robert Radecke, II. Auf Albert Löschhorn, III. Zur Jahrhundertwende. Berlin 1900 (UdK Archiv 2 – D 51).

35 - Ebd., S. 24.

36 - Ebd., S. 25 und 32.

37 - Innerhalb der vielfältigen Literatur zu Jöde vgl. nicht zuletzt Fritz Jöde, ein Beitrag zur Geschichte der Musikpädagogik des 20. Jahrhunderts. Bericht über das Fritz-Jöde-Symposion vom 5. – 7. Februar 1988 in der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg, hrsg. v. Hilfegard Krützfeldt-Junker. Altenmedingen 1996.

38 - Vgl. Fritz Jöde: Musikalische Jugendkultur. Hamburg 1918. Jöde greift hier den von Gustav Wyneken favorisierten Begiff der Jugendkultur auf.

39 - Fritz Jöde: Die Jugendmusikschule Charlottenburg der Staalichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik. Eine Einführung (Werkschriften der Musikantengilde, Heft 6). Wolfenbüttel, Berlin 1929.

40 - Ebd., S. 5.

41 - Schreiben von Fritz Jöde an die Kriminalpolizei vom 21. 1. 1932 (UdK-Archiv 2 – 33, Bl. 261).

42 - Vgl. das Programm in der Sammlung der Veranstaltungsprogramme (ebd. 2 – 171).

43 - Brief an Georg Schünemann vom 13. 1. 1927 (Leo Kestenberg: Briefwechsel. Erster Teil, hrsg. v. Dietmar Schenk (Gesammelte Schriften, Band 3.1). Freiburg i.Br. 2010, S. 193–201).

44 - Schreiben des Lehrerkollegiums an das Kultusministeriums vom 20. 5. 1927 und Antwort vom 17. 6. 1927 (UdK-Archiv 2 – 515, Akte „Statut“).

45 - Vgl. Kestenberg: Bewegte Zeiten (wie Anm. 18), S. 286.

46 - Vgl. insgesamt Hans Joachim Moser: Selbstbericht des Forschers und Schriftstellers, in: Hans Joachim Moser. Festgabe zum 65. Geburtstag, hrsg. von einem Freundeskreis. Kassel 1954, S. 111–157.

47 - Hans Joachim Moser: Zukunftsaufgaben der Preußischen Akademie für Kirchen- und Schulmusik, in: Die Musik, Jg.XX, Heft 1 (Oktober 1927), S. 52.

48 - Hans Fischer: Heinrich-Schütz-Aufführungen in Berlin und Zwei Veranstaltungen der Akademie für Kirchen- und Schulmusik, in: Zeitschrift für Schulmusik, 1. Jg., Heft 4 (Mai 1928), S. 94, und Heft 5 (Juli 1928), S. 113.

49 - Vgl. in der Akte „Statuten“ die Beratungen über eine neue Satzung, zu deren Verabschiedung es nicht kam,

insbesondere Martens' Schreiben vom 3. 1. und Mosers Antwort vom 9. 1. 1931 (UdK-Archiv 2 – 26, Bl. 141–144).

50 - Vgl. Leo Kestenberg: Bewegte Zeiten (wie Anm. 18), S. 286f.

51 - Vgl. den Brief an Georg Schünemann vom 11. 8. 1931 (Leo Kestenberg: Briefwechsel. Erster Teil (wie Anm. 22), S. 269).

52 - Else C. Kraus: Das Klavierwerk von Arnold Schönberg, in: Jahrbuch der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik, 4. Jg. (1930/31), S. 23–38. – Moser lehnte die Kompositionen der Zweiten Wiener Schule ab, hielt sich in seiner Eigenschaft als Akademiedirektor aber an dieser Stelle offenkundig bedeckt.

53 - Susanne Trautwein: Zum Wesen kindlicher Formbetrachtung, in: ebd., 1. Jg. (1927/28), S. 49–56.

54 - Vgl. den Prospekt Musikheim in Frankfurt (Oder) im Zusammenhang mit der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik Charlottenburg (UdK-Archiv 2 – D 9) sowie die Akte „Musikheim Frankfurt a.O.“ (ebd. 2 – 10).

55 - Über die Lehrenden informieren neben den Jahrbüchern die Akten „Die Lehrer und Beamten“ (UdK-Archiv 2 – 50 und 2 – 51). Von 38 Lehrkräften waren nur drei verbeamtet und vier weitere vollbeschäftigt; alle anderen waren „nichtvollbeschäftigte a[ußer]o[rdentliche] Lehrkräfte (Stand: 1932/33). Vgl. ebd., Bl. 184 bis 186).

56 - Vgl. Statistischer Überblick über Lehrerkollegium und Studierende der Akademie von 1913 – 1926 (in UdK-Archiv 2 –515).

57 - Vgl. auch die inhaltsreiche Akte „Neubau der Akademie“ (UdK-Archiv 2 – 621).

58 - Schreiben des Kultusministers an den Direktor der Akademie für Kirchen- und Schulmusik vom 27. 1. 1932

(UdK-Archiv 2 – 27, Akte „Generalia – Akademieangelegenheiten“).

59 - Denkschrift des Direktors der Staatl. Akademie für Kirchen- und Schulmusik über deren selbständigen Fortbestand oder

Angliederung an die Universität Berlin, o.D., mit Schreiben Mosers an Ministerialrat von Staa vom Juni 1933

(UdK-Archiv 2 – 27, Akte „Generalia – Akademieangelegenheiten“).

60 - Schreiben Steins an Martens vom 26. 10. 1933 (UdK-Archiv 2 – 33, Akte „Organisation und Verwaltung“).

61 - H. J. Moser: Selbstbericht, a.a.O. (wie Anm. 46), S. 137 passim.

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